Mit dem Fahrrad von Rom nach Palermo
21.03.2018 - Tag 5: Palinuro - Messina (15km, 160Hm mit dem Fahrrad, 300km mit dem Zug und 8km mit der Fähre)

Der Tag begann, wie der letzte aufgehört hatte: es regnete.

Die Wirtin wartete schon mit dem Frühstück auf mich, ich war, wie gesagt, der einzige Gast. Sie riet mir, meine Fahrkarte in der Bar an der nahe gelegenen Tankstelle zu kaufen, da nicht sichergestellt sei, dass im Bahnhof der Schalter besetzt ist. Nachdem ich alles gepackt hatte, brach ich in Richtung Tankstelle auf. Es ging gleich richtig gut los. Der "freundliche" Herr hinter der Theke lies mich stehen, solange Italiener da waren oder rein kamen. Also stand ich eine ganze Weile dummlos vor der Theke rum. Irgendwann bequemte er sich dann doch, sich mir zuzuwenden. Ich zeigte ihm die herausgesuchten Verbindungsdaten der Zugverbindung von Trenitalia auf dem Handy, worauf er doch glatt behauptete, es gebe keine Verbindung nach Villa San Giovanni. Erst als ein anderer Gast der Bar, der etwas Englisch konnte sich einmischte, gab es dann doch die gewünschte Verbindung. Ich bezahlte für die beiden Fahrkarten (eine für mich, eine für mein Fahrrad) 22,90€ und bekam die Tickets. Ich hatte Glück, dass dieser Zug wohl die einzige Verbindung an diesem Tag war, bei der die Mitnahme von Fahrrädern möglich war.

            

Zwischenzeitlich hatte es auch zu regnen aufgehört, es war aber immer noch ziemlich windig. Und so fuhr ich die paar Kilometer zum Bahnhof zurück.

Ich war deutlich vor der Abfahrt des Zuges am Bahnhof, so dass für ein Kaffee noch reichlich Zeit war. Ich hätte die Fahrkarte vor Ort auch kaufen können, da der Ticketschalter geöffnet war. Hätte mir die Erfahrung in der Bar erspart.

Und so ging es mit einem Mal umsteigen in Paola in etwa 4 Stunden nach Villa S. Giovanni. Direkt nach Messina konnte ich nicht mit der Bahn fahren, da zwischen Villa S. Giovanni und Messina keine Fahrräder in den Zügen erlaubt sind. Die Mitnahme meines Rades war echt klasse. Im Fahrradabteil konnte das Fahrrad am Vorderrad aufgehängt werden, das Hinterrad wurde fixiert. Einfach Klasse, da könnte sich die Deutsche Bahn mal eine Scheibe von abschneiden. Schade, dass die Fahrt so schnell vorbei war. Die Strecke verlief eigentlich immer direkt am Meer vorbei, so dass ich hohen Wellen bewundern und genießen konnte, die ich bis dato eigentlich nur vom Atlantik kannte. Während der Zugfahrt änderte ich noch meine Hotelbuchung auf 3 Nächte, so dass auch das erledigt war.

Und so ging es vom Bahnhof in Villa S. Giovanni den kurzen Weg hinüber zur Fähre. Beim Ticketkauf für die Fähre war ich doch überrascht. Die nette Dame hinter dem Schalter wollte nur 3€ von mir, für mein Fahrrad und mich. War mir auch recht. Und so ging es in Richtung Fähre.

      

Im Bauch des Schiffes suchte ich ein Plätzchen für mein Fahrrad..

Ich ging an Deck, um die Aussicht zu genießen. Ein letzter Blick auf das italienische Festland und die Überfahrt begann.

Schon bald erreichten wir Sizilien.

Ich fuhr die paar Kilometer bis zum Hotel Sant'Elia im Herzen Messinas. Das Fahrrad war bald verstaut und der Portier gab mir einen Tipp für einen Fahrradladen, in dem ich mein Fahrrad reparieren lassen konnte.

Nachdem ich geduscht und meine Wäsche gewaschen hatte, schnappte ich mir mein Fahrrad und fuhr zu dem nahe gelegenen Fahrradladen in der Via G. Garibaldi, 381. An den Wänden gingen überall Bilder von dem Rennradteam des Ladens und der Familie bei Radrennen. Sie sollten sich also mit Rennrädern auskennen, auch wenn der ganze Laden irgendwie einen komischen Eindruck machte.

Der Junge vom Besitzer konnte etwas Englisch, so das sich mein Anliegen schildern konnte. Und damit begann das Drama. Erst schlug der Herr mit dem Gummihammer auf das Kettenblatt (natürlich mit Kette drauf) und streifte dabei auch das ein oder andere Mal den Rahmen. Dann baute er das Kettenblatt ab und suchte in allen möglichen Schubladen und dem Lager nach etwas Passendem.  Irgendwann zauberte er ein gebrauchtes Kettenblatt von Shimano hervor und rief seine Tochter an. Diese erklärte mir dann am Telefon, dass die Reparatur mit dem Kettenblatt 90€ kosten würde. Da es ein gebrauchtes Kettenblatt war, kam mir die ganze Sache ziemlich teuer vor und wir einigten uns dann auf 80€. Soweit so gut. Zwar teuer, aber es wäre wieder alles gut. Der ältere Herr ging zurück ins Lager, holte ein Fahrrad und fuhr weg. Und kam nicht wieder. Nachdem die Zeit verging und nichts passierte (außer, dass vor dem Laden ein Fußgänger umgefahren wurde), ich zwischenzeitlich aber schon 2 Stunden in dem Laden war, nahm ich mir den Kleinen mal vor. Da rutschte es ihm heraus, dass sein Vater in einem anderes Lager jetzt ein billigeres Kettenblatt suchte, da er mir für 80€  das "gute Kettenblatt" nicht verkaufen würde. Da war der Punkt jetzt endgültig erreicht. Ich montierte mein Kettenblatt wieder und zwängte mich an den beiden Brüdern des Kleinen, die zwischenzeitlich auch in den Laden gekommen waren vorbei und verließ den Laden. Im Hotel angekommen packte ich mein Fahrrad und lagerte es in meinem Zimmer.

Als ich den Portier danach um einen Tipp für's Abendessen bat, fragte er auch nach dem Erfolg der Fahrradreparatur. Dabei stellte sich heraus, dass er einfach im Internet nachgesehen hatte, da er keine Ahnung hatte, wo ein Fahrradladen war.

Beim Essen suchte ich selbst im Internet nach einem Fahrradladen, der einen guten Eindruck machte, gute Bewertungen vorweisen konnte und in erreichbarer Nähe lag. Mal schauen, was mich dort erwarten würde...

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