Mit dem Fahrrad von Rom nach Palermo
20.03.2018 - Tag 4: Salerno - Palinuro (119km, 1.071Hm)

Hätte ich heute beim Start schon gewusst, was heute noch alles so passiert, ich wäre im Bett geblieben. Aber dazu später mehr...

      

Begonnen hat alles ganz normal in Salerno. Kurz nach 8 Uhr brach ich zu meiner heutigen Etappe auf. Ganz mutig, ohne Regenklamotten, bin ich gestartet. Nach 2 km stellte ich mich dann unter einem kleinen Vorsprung unter, da es bereits wieder zu regnen begonnen hatte. Ich hoffte, dass es nur ein Schauer ist und wartete erst einmal ab.Und was soll ich sagen? Ich hatte Glück, es hörte kurze Zeit später wieder auf zu regnen. 

      

Es ging wieder eine ewig lange, gerade Straßen am Strand vorbei. Zwischendurch sah ich wieder ein Beispiel der Fahrkünste italienischer Autofahrer.

      

Nach einiger Zeit erschienen zwischen der Straße und dem Strand kleine Pinienwälder, so dass die Tour etwas romantischer wurde.

Kurze Zeit später konnte ich die Hauptstraße verlassen und an den, zu dieser Jahreszeit verwaisten, Parkplätzen entlang fahren. An einer Stelle war es dann doch abenteuerlich, da sich hier die ganze italienische Straßenbaukunst offenbarte. Aber auch hier kam ich irgendwie (wenn auch knapp) mit trockenen Füßen durch. Die Schuhe waren nämlich heute endlich mal wieder durch den Fahrtwind abgetrocknet.

      

Weiter ging's entlang der Pinienwälder und dem dahinterliegenden Strand entlang. Bei Capaccio Salo bog ich dann mal in Richtung Strand ab, um eine kurze Rast am Meer zu machen.

Bald hatte ich dann die rd. 42 km gerade Straße hinter mich gebracht und fuhr in Argopoli an der Strandpromenade entlang. Bevor es anstieg machte noch in einer kleinen Bar eine Pause.

Langsam, aber stetig ging es bergauf. Die Aussicht war von hier oben deutlich besser wie unten, auf der langen Straße. Wenn nur das Wetter besser wäre.

      

Und so ging es auf und ab, natürlich bei Regen. Manchmal gab es gute Momente, wenn der Regen kurz aufgehört hat. Muss schön sein hier, wenn die Sonne schein und das Meer blau glänzt. Es ging wieder hinunter zum Meer und so erreichte ich dann gegen 14:00 Uhr Marina di Casal Velino

In der Bar Manhattan stärkte ich mich nochmal, da es wieder aufwärts, der Steilküste entlang ging. Nachdem ich wieder gestartet war, erreichte ich einige Kilometer später den Ort Marina di Ascea. Kurz vor dem Erreichen des Bahnhofs schwante mir schon Übles, als ich die Hinweisschilder sah, dass Caravan-Gespanne auf dem weiteren Weg nach Ascea nicht erlaubt waren. Da hat die Routenplanung mit GPSies.com gibt es leider nicht mehr) zwar wenig befahrene Straßen für die Route ausgewählt, aber dafür so steil, dass (zumindest ich) die rd. 2 km das Fahrrad größtenteils geschoben habe. Wäre ich nur die Hauptstraße gefahren, die zwar einige Kilometer länger gewesen wäre, aber dafür fahrbar. Die ganzen Pandas, die mich auf dem Weg nach Ascea an mir vorbei fuhren, quälten sich im 1. Gang den Berg hoch. Irgendwann war auch dieser Streckenteil vorbei und es ging wieder auf und ab an der Küste entlang.

Aber war war das? Nach einiger Zeit sah ich ein Schild, dass die Straße in 1 km gesperrt war. Ein Blick auf das Navi verriet mir, dass der Umweg ca. 12 km in die Berge rein betrug. Aber mit dem Fahrrad dachte ich, komme ich schon irgendwie durch. 

Nachdem ich den Kilometer geradelt war, sah ich das nächste Schild. Glück gehabt dachte ich, wenn Rettungsfahrzeuge durch kommen, dann komme ich auch durch. Also los!

Anfangs war die Straße ja noch passabel und gut befahrbar, was sich aber bald ändern sollte. Plötzlich kippte die Straße nach links unten weg und war mit Schlaglöchern und Split übersät. Ich wurde irgendwie immer schneller, die nassen Felgenbremsen hatten bei dem Gefälle , dem Regen und dem Dreck nicht wirklich was entgegenzusetzen. Fast unten angekommen hatte ich dann schließlich die Wahl, durch das bis zum Rand mit Wasser gefüllte Schlagloch zu fahren oder aber dem kleinen Kieshaufen daneben den Vorzug zu geben. Viel Zeit zum überlegen war nicht und so entschied ich mich für den Kieshügel. Ob das Schlagloch besser gewesen währe, wird sich wohl nie mehr herausfinden lassen, denn ich habe nicht geschaut. In dem kleinen Kieshaufen bin ich etwas weggerutscht und als der Reifen wieder Grip hatte, ging es in die Leitplanke. Zum Glück war ich nicht schnell (das Navi sagt 9 km/h), ich traf die Leitplanke mit der ganzen Breitseite und machte wohl einen Purzelbaum seitwärts darüber. Ich kann mich zwar nicht erinnern, aber so wie ich zum Liegen kam, muss es wohl so gewesen sein. Als ich wieder bei Sinnen war, lag ich zwischen Leitplanke und einem großem Stein, meine Hose war von einer Leitplankenhalterung aufgerissen und die Trinkflasche purzelte gerade aus der Halterung am Fahrrad, das an einer nicht benutzten Leitplankenhalterung zum liegen kam. Ich stand auf, packte meine Sachen zusammen und überprüfte mein Fahrrad. Die ganzen Prellungen machten sich erst später deutlich bemerkbar.

Das Fahrrad hatte u. a. einen Cut im Oberrohr, einen leichten Achter im Hinterrad und ein verbogenes Kettenblatt, war aber fahrbereit. Ich hatte einige Schürfwunden, Prellungen und Blutergüsse. Alles in Allem hatte ich riesiges Glück. Vor Ort war mir das alles nicht so klar, aber als ich mir dann später die Gegebenheit vor Ort im Internet angeschaut habe, wurde es mir bewusst. Es hätte auch anders ausgehen können...

Der streunende weiße Hund hatte zum Glück auch kein Interesse an mir, als ich mein Fahrrad humpelnd die Straße hoch schob.

So fuhr ich weiter nach Palinuro, meinem heutigen Ziel.

In Palinuro fand ich auch schnell das gebuchte Tabu Hotel Villaggio. Leider traf ich dort keine Menschenseele an, auch meine Anrufe bei der auf der Bestätigung angegebenen Telefonnummer waren nicht erfolgreich, der Herr konnte kein Englisch, ich kein Italienisch. Egal wie, das Hotel hatte zu, ich hatte kein Zimmer für die Nacht. Also zurück zu dem kleinen Lebensmittelladen, in dem ich vorhin einige Kleinigkeiten gekauft hatte. Die junge Dame an der Kasse war sehr nett und meinte, ca. 1 km zurück gäbe es eine Hotel. Na ja, es waren dann, wie ich am nächsten Tag feststellte, 4 km. Aber soweit bin ich dann nicht gekommen.

      

Ein Hotel an der Straße hatte geschlossen, aber bei B&B Marcella fand ich eine Bleibe. Ich war der einzige Gast, die Wirtin schaltete ich dem Zimmer extra noch die Heizung an, da es ziemlich kalt war. Die warme Dusche tat gut und ich konnte mal in Ruhe schauen, was mir so alles passiert war. Durch das verbogene Kettenblatt und meine Prellungen war nicht daran zu denken, in die Berge, die nun anstanden, zu fahren. Die Wirtin wollte noch ihren Mann wegen der Zugverbindung fragen, sagte mir aber, dass der Bahnhof nicht allzu weit weg sein. Schon mal positive Nachrichten nach so einem Tag. Anschließend begab ich mich auf Futtersuche. Hier sollte es sich rächen, dass ich nur 2 km gefahren war und nicht die kompletten 4 km in den Ort zurück (aber ich hatte immerhin ein Zimmer). Es gab in der näheren Umgebung kein Restaurant und da es natürlich wieder regnete, hatte ich auch keine Bedürfnisse, lange draußen zu sein. So kaufte ich etwas zu Essen und zu Trinken im nahe gelegenen Supermarkt und ging zum Essen auf das Zimmer zurück. Da war es wenigstens warm und trocken.

Ich stornierte noch ein Hotel, welches ich für die Fahrt nach Messina gebucht hatte. Ein anderes Hotel könnte ich nicht mehr stornieren, da die Stornierungsfrist schon abgelaufen war. Ob ich dort ein Zimmer bekommen hätte, wage ich im Nachhinein zu bezweifeln, da keine Stornokosten berechnet wurde. Ich gehe mal davon aus, dass auch dieses Hotel noch nicht geöffnet hatte. 

Mal sehen, wie das morgen mit der Zugfahrt läuft...

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