Mit dem Fahrrad von Rom nach Palermo
18.03.2018 - Tag 2: Terracina - Neapel (127km, 775Hm)

Der Blick aus dem Fenster verhieß nichts Gutes: Es schüttete in Strömen.

Erstmal ausgiebig frühstücken. Im kleinen Frühstücksraum war schon alles vorbereitet, ich musste mich nur noch an den gedeckten Tisch setzen. Während ich so da saß und saß kam der Wirt und wir vereinbarten die Abfahrtzeit.

Der Wirt hatte seinen Cousin aktiviert, der mit einem Kombi vorgefahren kam. Die Rücksitzbank umgeklappt und damit nichts dreckig wurde, schön mit einer Plane abgedeckt. Wir luden mein Fahrrad ein, der Wirt quetschte sich hinter den Fahrersitz und das Fahrrad. So fuhren wir den Weg durch den Tunnel, der scheinbar für Fahrräder gesperrt war.  

Kurz nach dem Tunnel ließen mich die Beiden dann an einem Parkplatz raus. Es regnete noch immer in Strömen. Und es sollte sich die nächsten 35 km nicht ändern.

Zu Beginn ging es erst durch das Städtchen, dann vorbei an Feldern und langgezogene Orte. Eigentlich recht unspektakulär. Anschließen wurde die Küste steiler, es wäre sicherlich schön gewesen, wenn die Sonne geschienen hätte. Aber so war es recht trüb und ungemütlich.

In Vendicio tauchte auf dem Display des Navis plötzlich ein Geocache auf. Also rechts abgebogen (im letzten Moment noch die Kurve erwischt) und an den Carabinieri vorbei, die mich aus ihrem Auto heraus anschauten. Irgendwie fiel mir dann auf, dass die Autos nur in eine Richtung parkten und und mir die Autos auch nur entgegen kamen. Ups, war wohl eine Einbahnstraße, aber egal, der Geocache war nahe. Gefunden habe ich ihn dann doch nicht, es hat im Regen aber auch keinen Spaß gemacht. 

Weiter ging's Richtung Formia, am Hafen entlang und weiter durch den Ort und am Meer entlang.

In San Pietro wurde der Regen dann stärker und es begann zu blitzen. Ich verzog mich in die nächstgelegene Bar, was sich als wirklich gute Entscheidung herausstellte. Kurz nachdem ich mit meinem Essen am Tisch saß, ging ein Gewitter mit einem Wolkenbruch herunter, so war hatte ich noch nicht gesehen. Stimmt nicht ganz, bei meiner Radtour nach Rom bin ich kurz vor Castel Giorgio in einen ähnlichen Regen gekommen. Und so saß ich in der Bar und wartete, bis der Regen nachließ und schließlich hörte es wirklich auf zu regnen.

      

Und da die Straße noch nass war, trockneten die Schuhe auch nicht ab. Erst ging es noch durch ein schönes Wäldchen, dann aber war die Straße schnurgerade. Durch diverse, langgezogene Örtchen durch, dann wieder an Feldern und Wiesen vorbei.

      

Am Straßenrand sah ich immer wieder schöne ältere Fragmente alter Bauwerke, aber auch verfallene, halbfertige Industriebauten. Irgendwie war es zermürbend, diese langen, geraden Straßen ohne jede Abwechslung.

In Mondragone gönnte ich mir noch eine Cola und ein süßes Teilchen. Diesen Aufenthalt bereute ich wenige Minuten später aber schon wieder. Das wäre nämlich beinahe schief gegangen. Wenige Meter, nachdem ich wieder losgefahren war, tauchte neben mir ein Auto auf, welches langsam an mir vorbei fuhr. Plötzlich wollte der Fahrer in einen Parkplatz fahren, natürlich ohne zu schauen. Da ich keine Klingel habe und die Felgenbremsen bei Nässe eh nicht wirken, habe ich beherzt einen Schrei losgelassen. Hat wohl geholfen, der Fahrer ist gerade aus in einen Parkplatz gefahren. Das bestärkt mich in meiner Meinung, dass Italiener kein Auto fahren können. Auf der Landstraße fahren sie wie die Bekloppten, die vielen Trümmerteile und Kreuze/Blume/Denkmäler sprechen eigentlich für sich. Nicht einmal auf Kreta habe ich so viele Gedenkstätten am Straßenrand gesehen. Wie auch immer, kurz nach dem Ort ging es wieder auf die ewig langen geraden Straßen. Da kam echt 20 km nichts, keine Bar, kein Laden, einfach nichts. Aber an jeder der Haltebuchten stand eine Prostituierte mit ihrem Handtuch im Arm und wartete auf Kundschaft. 

Als es wieder zu regnen begann, stellte ich mich unter einem kleinen Dach unter. Leider hat der Wind den Regen unter das kleine Dach getrieben, so dass ich zu der in Sichtweite, auf der anderen Seite der Straße liegende Tankstelle radeln wollte. War leider nichts, da die Tankstelle geschlossen und mit einem Bauzaun abgesperrt war. Also weiter im Regen. Da der Wind ziemlich blies fühlten sich die 15° C ziemlich kalt an. 

      

Kurz bevor es zum ersten Aufstieg des Tages kam, gönnte ich mir nochmal seine Cola und ein Sandwich, jetzt konnte es aufwärts gehen, in Richtung Pozzuoli. Ich hatte also die langen Geraden überstanden. Hat schon an der Motivation gekratzt, im Regen die langen Geraden gegen den Wind zu fahren. Die Frage, die sich mir stellte, war, was besser ist: Die langen geraden oder bergauf/bergab mit nassen Felgenbremsen?

Wie auch immer, ich versuchte die Schlaglöcher bei den Abfahrten links liegen zu lassen, was nicht ganz so einfach war und plötzlich war ich in Neapel. Wobei ich unmittelbar nach der Ankunft mir nicht sicher war, ob Radfahrer (speziell die auf dem Rennrad) besonders beliebt sind. Der Verkehr ist irgendwie nicht auf Radfahrer abgestimmt. Vor einem Bahnübergang war ein Wasserablauf montiert, bei dem die offenen Stege genau in Fahrtrichtung ausgerichtet waren. mit einem Abstand, in den genau ein Rennradreifen rein passt.

Besonders auffällig waren in Neapel aber die überfahrenen Regenschirme. Begehen die Teile Selbstmord oder werden sie von ihren Besitzern ausgesetzt und kommen durch Unfälle ums Leben?

Aber was war das? Kurz vor dem Ziel zeigte mein Navi noch einen satten Anstieg über 150 m an. Aber ich hatte Glück. irgendwie war der Tunnel nicht im System und so konnte ich den bequemeren Weg bergab durch den Tunnel fahren, der allerdings nicht beleuchtet war, es gingen Straßenbahnschienen durch und es waren jede Menge Schlaglöcher in der Straße. Bis auf ein Schlagloch habe ich alle umfahren können, weil ich sie doch rechtzeitig gesehen habe. Nur eines habe ich voll erwischt. Aber ich hatte Glück, mein Fahrrad hat den Megaschlag heil überstanden. Auch um einen Snakebite im Schlauch bin ich rum gekommen.

      

Anschließend ging es wieder bergauf, um das Hotel dann von oben anzufahren. War ein Spaß, mit den nassen Felgenbremsen auf dem schräg verlegten Steinplatten den Berg runter zu fahren und dabei zumeist noch italienische Autofahrer im Nacken. Einbahnstraßen haben mich zu diesem Zeitpunkt eh nicht mehr interessiert.

Kurz vor 17 Uhr erreichte ich das Hotel Domus Municipio in Neapel. Da Sonntag war, musste ich in dem auf der anderen Gebäudeseite liegenden Nobelschuppen einchecken. War klasse, wie die alle geschaut haben, wie ich mit dem Fahrrad und in voller Montur, verschwitzt wie ich war, da an der Rezeption stand. Nachdem die Unterbringung des Fahrrades geklärt war (die wollten echt Geld dafür, dass ich das Fahrrad in die Tiefgarage stellen konnte), hat mich ein Angestellter in schöner Uniform zu meinem Hotel gebracht. Irgendwie war der Aufzug für uns beide, sowie das Gepäck und das Fahrrad doch recht klein.

Im Zimmer angekommen erst einmal geduscht und Wäsche gewaschen, bevor ich mich auf Futtersuche begab. War aber nicht ganz so erfolgreich. Die Pizza war grauenhaft und als dann noch eine Horde von 16 Italienern am Nebentisch Platz genommen hatte, war es auch unerträglich laut. Zeit also, früh ins Bett zu gehen...

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