Mit dem Fahrrad von Rom nach Palermo
17.03.2018 - Tag 1: Fiumiciano - Terracina (132km, 290Hm)

Nach dem Aufstehen alles wieder zusammen gepackt und erstmal zum Frühstück gegangen. Aber was das? Eine Horde Amerikaner bevölkerte den recht kleinen Frühstücksraum. Ich fand noch ein freies Plätzchen und holte mir am Buffet etwas zu Essen und einen Kaffee. Und dann schaute ich mir erstmal das ganze Spektakel an. Unglaublich, mit welcher Arroganz diese Gruppe hier auftrat. Am schlimmsten war eine junge Blondine, die sich für sonst was hielt. Ihr größtes Problem war, dass die Handtasche richtig positioniert war. Sowas hab ich noch nicht gesehen. Damit aber nicht genug, als ich gehen wollte, war die gesamte Lobby voll von deren Koffern und Taschen. Ich kam mit meinem Fahrrad kaum raus. 

Draußen dann das Fahrrad nochmal gerichtet und zum nahe gelegenen Supermarkt gefahren, um meine Wasservorräte aufzufüllen. Um Viertel nach 8 ging's endlich los...

      

Durch den Ort und gleich nach der Überquerung des Tiber nach Lido di Ostia gefahren. Dort sollte lt. Navi ein Cache liegen. Also kurz einen kleinen Umweg gefahren und die Stelle schnell entdeckt. Sah zwar nicht so heimelig aus die Stelle, aber ich habe trotzdem gesucht. Während ich so suchte, kamen zwei junge Frauen mit den Handys in der Hand vorbei und suchten auch. Es waren zwei Cacherinnen aus Norwegen auf dem Weg nach Rom zu einem Event. Nachdem wir zu dritt gesucht haben und nichts fanden, haben wir die Suche abgebrochen und sind von dannen gezogen. Weiter ging's, solange es noch trocken war.

      

Nach dem Abstecher zum Cache ging's zurück ans Meer. Leider war alles grau in grau, so dass es recht unspektakulär war, am Meer entlang zu fahren. So ging es Kilometer um Kilometer voran. Plötzlich tauchte links von mir ein Hund auf, der wild bellend rechts von mir lief. Schade, dass ich kein Pfefferspray dabei hatte (das dachte ich mir im Verlauf der Tour noch einige Male). Dem Kläffer hätte ich gerne eine Ladung verpasst. Da waren die Hunde in Spanien auf dem Jakobsweg schon besser erzogen. 

      

Nach rund 55 km, ich hatte gerade in Anzio erreicht, fing es an zu tröpfeln. Also setzte ich mich ins Parana Caffe, das gerade am Weg auftauchte, und hoffte, dass es bald aufhörte. Auch nach einem Snack regnete es munter weiter, so dass ich mich entschied, vorsorglich die Regenklamotten anzuziehen.

      

Es sollte sich als richtig erweisen, da es bis zum heutigen Ziel nicht mehr aufhören sollte zu regnen.

Irgendwo am Meer, an dem ich kilometerweit entlang fuhr, waren zwei Kitesurfer in ihrem Element. Zumindest die beiden hatten Spaß. Ich stoppte, um ihnen etwas zuzuschauen, aber sie waren noch zu weit weg. Also ein Stückchen vor gefahren, um sie etwas besser zu sehen. Dort stand noch ein anderes Fahrrad, voll bepackt mit Taschen. Ein Rentner aus Paris war auf dem Weg nach Thailand. Er erzählte, dass er keinen Zeitdruck hat und ankommt, wenn er halt ankommt. Auch eine gute Einstellung.

Für mich ging's weiter, immer mehr oder weniger am Meer entlang, aber immer im Regen.

In Latina machte ich dann in der Bar Bravi noch einen kurzen Stopp, um mich zu stärken. Eigentlich sollten es nur noch runde 40 km bis zum heutigen Ziel sein, aber die hatten es in sich.

            

Es ging von der Bar aus echt 12 km auf einer mehr oder weniger kerzengeraden Straße am Meer entlang. Und es regnet noch immer. Aber irgendwann war auch dieser Abschnitt vorbei und es wurde wieder interessanter.

Interessanter ist das Stichwort: Ich sah wieder so einen Köter, der gerade auf einem Abfallcontainer nach etwas Fressbarem suchte. Ich fuhr ganz langsam an dem Mistvieh vorbei, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Als ich schon vorbei war, hörte ich es hinter mir klappern, das der Hund vom Container herunter sprang. Sicherheitshalber gab ich ordentlich Fersengeld. Ich hatte Glück, er war nicht auf Radlerjagd eingestellt und ließ mich in Ruhe.

Noch 11 km zum Etappenziel, fast geschafft. Doch dann sah ich es, mein Lieblingsverkehrszeichen: Straße gesperrt, Umleitung  

Also 5 km Umweg auf einer schmalen, italienischen Landstraße. Irgendwann kam ich dann auf eine breitere Straße mit einem Seitenstreifen, den ich befahren konnte. Ich war also etwas aus der Schusslinie, dachte ich zumindest. Die Italiener halten sich ja für die größten Autofahrer, aber es bleibt beim Glauben. So ein Dussel fährt mich fast vom Rad, weil er meint, mit seinem Auto halb auf dem Seitenstreifen fahren zu müssen. Aber auch diese Situation ging gut aus.

Irgendwann erreichte ich dann doch Terracina und wundert mich darüber, dass die Straßen in der Stadt noch schlechter waren als außerhalb. Mein Fahrrad und ich wurden ganz schön durchgeschüttelt.

Kurz vor der gebuchten Pension traft mich dann fast der Schlag. Die Pension lag an einer ordentlich steilen Straße. Augen auf bei der Auswahl der Unterkunft, kann ich da nur sagen. Und da ich keine Lust hatte, mein Fahrrad die Treppe hoch zu tragen, fuhr ich gegen die Einbahnstraße bergauf. Der reguläre Weg war mir echt zu weit und ich hätte auch noch weiter bergauf fahren müssen, um anschließend wieder zur Unterkunft hinabfahren zu können. Nein danke, für heute war es genug.

      

An der Pension Angelina Antico Dimora angekommen, machte ich noch ein paar Fotos von dem Gebäude, als die Tür pünktlich zu meinem avisierten Ankunftstermin geöffnet wurde. Die Wirtsleute der kleinen Pension legten gleich Tücher für mein Fahrrad und mein Gepäck aus, damit ich die nassen Sachen ablegen konnte. Das Bad war zwar außerhalb des Zimmers, aber ich hatte es für mich alleine. 

Der Wirt erklärte mir dann, dass die einzige, mit dem Fahrrad befahrbare Straße nach Neapel auf Grund eines drohenden Felssturzes noch bis Ende des Monats gesperrt war. Und die einzige alternative Route ging durch einen Tunnel, der für Fahrräder gesperrt war. Na prima, dachte ich, aber der Wirt hatte gleich eine Lösung parat. Er hat einen Fahrradträger und kann mich am kommenden Morgen mit dem Auto rüber fahren. Leider war der Fahrradträger nicht geeignet, da mein Fahrradrahmen nicht geklemmt werden darf. Sein einziger Kommentar war, dass er ein großes Auto besorgen wird, in das das Fahrrad rein passt. Sagte ich es nicht: Augen auf bei der Wahl der Unterkunft. 

      

Nach dem Aufhängen der nassen Sachen und einer heißen Dusche ging ich erst einmal in die Stadt, um mir ein paar Schokoriegel zu kaufen. Ich hatte tagsüber wieder zu wenig gegessen, obwohl ich es eigentlich wissen sollte.

      

Was soll ich sagen? Es hörte auf zu regnen und ich konnte einen kleinen Spaziergang machen und erlebte noch eine schöne Abendstimmung am Meer. Und da ich gerade am Meer war, ging ich in die nahe gelegene Bar, um etwas zu essen und zu trinken. Ein falscher Fehler: Zu Essen gab es so gar nichts vernünftiges (ich war wohl zu früh dran) und der Fernseher war so laut, dass man nicht einmal telefonieren konnte (ich saß allein in einer Ecke). Zu trinken gab es allerlei Biere aus aller Welt, also trank ich ein Foster's (macht Sinn, ein australisches Bier in Italien zu trinken) und suchte mein Glück in einer Pizzeria nahe der Pension.

Die Pizza und der Rotwein waren richtig gut und so ging ich bald gesättigt und müde zurück zur Unterkunft. Morgen wird wieder ein anstrengender (und wahrscheinlich nasser) Tag.

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