Mit dem Fahrrad von Kaufbeuren nach St. Petersburg
01.06.2019 - Tag 23: Tallinn - Kunda (133 km, 481 Hm)

Was für ein Morgen, die Sonne schien und es war warm. Traumhaftes Wetter zum radeln...

Frühstücken musste ich heute in der Wohnung, da die Cafes am Wochenende erst um 10:00 Uhr aufmachten und da wollte ich schon lange auf der Straße sein. Anschließend dann das Fahrrad und mein Gepäck die Treppe herunter getragen (war wesentlich einfacher, als alles in den Fahrstuhl zu bekommen) und los. Um die Ecke noch schnell einen Geocache mitgenommen und anschließend der magentafarbenen Linie auf dem Navi gefolgt. Naja, eher den Schildern, da mein Navi irgendwie ein Orientierungsproblem hatte. Obwohl ich nach Osten führ, zeigte der Preil in Richtung Westen. Die Entfernung zum Ziel nahm jedoch ab. Ich war verwirrt.

Nachdem ich die Altstadt-Region verlassen hatte, war Tallinn wie jede andere Stadt auch. Auf einer breiten Ausfallstraße für ich an Hochhäusern vorbei. Lt. Navi immer in Richtung Westen, obwohl ich mir nach wie vor sicher war, gen Osten zu radeln. Ich probierte mein störrisches Navi mit einer Kalibrierung des Kompasses zur Raison zu bringen und siehe da, nach der Neukalibrierung fuhr ich auch für mein Navi nach Osten. Na also, geht doch...

Bald konnte ich auf eine Nebenstraße mit schönen Radweg abbiegen. Alles wäre so schön gewesen, wenn da nicht wieder Schleifgeräusche am vorderen Radlager zu hören gewesen wären. 

      

Der Radweg war bald zu Ende, was jedoch nicht weiter schlimm war, da die Straße eh wenig befahren und in gutem Zustand war. Die Rapsfelder leuchteten in schönstem gelb und rochen noch viel besser. Auch die Flugzeuge, die im Landeanflug auf Tallinn waren, waren nett anzuschauen und recht nahe.

Kurz vor Joelahtme kam ich zurück auf die E20 in Richtung Narva. Da ich jedoch nicht die Hauptstraße fahren wollte, musste ich auf die gegenüberliegende Seite kommen, also 4 Spuren queren. Was ein Spaß...

      

Dafür ging es auf der anderen Seite wieder beschaulich weiter. Wenn da nur nicht die Geräusche vom Vorderrad wären. Kurz vor Kiiu stoppte ich an einem Denkmal, bei dem unter einem großen Baum eine Bank stand und baute das Vorderrad aus. Klasse, das nächste Radlager hin. Kräftig Öl drauf geträufelt, dann waren die Schleifgeräusche weg. Immerhin...

Das Problem war, dass es hier in dieser Einöde nichts zu Essen gab. An der Tankstelle, die ich beim überqueren der E20 passiert hatte, hatte ich blöderweise nichts gegessen. Dann kam ich an einem Veranstaltungshaus vorbei. Erst fiel mir nur das Schild auf, mit dem vor 4% (!) Gefälle gewarnt wurde. Im vorbeifahren sah ich Leute auf einer kleine Terrasse sitzen. Vielleicht doch ein Café dabei? Ich dreht rum fuhr hin, aber es war kein Café. Nur die Theatertruppe, die in dem Gebäude probte. Aber einen Kaffee bekam ich trotzdem...

      

Später dann über die Loobu durch wunderschöne Sträßchen durch den Wald.

Kurz vor Katku standen dann die Briefkästen für die umliegenden Häuser ziemlich unmotiviert mitten am Straßenrand rum. Zumindest waren sie gut sichtbar.

      

Es war einfach traumhaft hier zu radeln.

Die Störche waren auch hier zahlreich vertreten.

            

Ich konnte von den tollen Eindrücken auf dieser Strecke einfach nicht genug bekommen.

      

Dann kam wieder eine Strecke durch den Wald in den die Sonne schien.

Auch die Hofe waren, obwohl sie mitten im Nirgendwo lagen, schon zurecht gemacht.

Bei Oandu wollte mich mein Navi dann wieder auf eine Schotterpiste lotsen. Ich entschied mich, auf der asphaltierten Straße zu bleiben und hoffe darauf, dass nicht auch diese Straße in einem Schotterweg endete. Wobei, der Asphalt war stellenweise auch nicht wirklich besser als eine Schotterpiste. So fühlte es sich zumindest an...

Das Flüsschen Altja schlängelt sich auf dem Weg zur Ostsee durch Wald und Farne. 

Auch hier gab es seltsame Gesellen am Wegesrand.


Die Vihula-Mühle am Rande des Lahemaa-Nationalparks ließ ich links liegen.

      

Dann kam ich auf den Ostseeküsten-Route EuroVelo 10.  

      

Man merkte gleich, dass hier wohl doch ab und an mal ein Radler vorbei kommt.

Am Straßenrand stand dann die lokale Poststation. Briefkästen zum Empfang von Post und der Briefkasten zum verschicken gleich mit dabei. Praktisch...

Welche Bedeutung dieser Turm hatte, erschloss sich mir nicht. 

Jedenfalls war ich der Ostsee wieder mal ganz nahe. Ich rief, wie vereinbart bei der Vermieterin an und kündigte meine Ankunft für 16:00 Uhr an. Während wir alles klärten (vor Ort war nämlich niemand, der Englisch sprach) wurde ich, zum zweiten Mal heute, ziemlich verstochen. Mistviecher...

Ich fuhr weiter in Richtung Kunda und sah direkt bei der Zufahrt auf diese kleine Stadt eines der "Wahrzeichen", die Zementfabrik.

Von hier aus waren es nur noch wenige Meter bis zur Unterkunft dem Hostel Westwind puhkemaja. Ich war pünktlich um 16:00 Uhr da.

Kurz vor mir traf ein Auto am Hostel ein. Während ich noch meine heutige Route speicherte, öffnete so ein ungehobelter Klotz ein Fenster, pfiff und deutete an, dass ich um die Ecke sollte. Als die Daten dann gespeichert waren schob ich mein Fahrrad um die Ecke, wo eine alte Frau auf mich wartete. Sie zeigte mir mein Zimmer und den Platz, an dem ich mein Fahrrad hinstellen konnte. Soweit, so gut. Sobald sie weg war, holte ich mein Fahrrad in mein Zimmer. Ich lasse es doch nicht in der Gemeinschaftsküche stehen...

Ich ging kurz im nahe gelegenen Supermarkt einkaufen und machte mich dann auf den ca. 2 km langen Weg zum Lokal, um etwas zum Essen zu finden. Der Himmel war recht dunkel und ich hoffe, dass es nicht zu regnen begann, da ich keine Regenklamotten dabei hatte.

Der Ort sah genauso trostlos und herunter gekommen aus, wie die Zementfabrik am Rande des Ortes. 

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