Mit dem Fahrrad von Kaufbeuren nach St. Petersburg
29.05.2019 - Tag 20: Salacgriva - Vändra (124 km, 145 Hm)

In der Nacht regnete es zu Teil ziemlich heftig. War aber auch gut so, da es sich bis zum Morgen wohl ausgeregnet hatte. 

Und so konnte ich nach dem Aufstehen von meinem Zimmer aus die Ostsee sehen. Die war gestern im Regen verschwunden. Und heute sah man dann auch den weitläufigen Campingplatz, des sich zwischen Hotel und der Ostsee erstreckte.

Als ich im Restaurant stand fiel mir auf, dass ich den Frühstücksgutschein im Zimmer vergessen hatte. Ein ganz blöder Fehler. Ich also wieder zurück ins Zimmer, den Gutschein holen und als ich wieder unten ankam, war gerade eine Gruppe Jugendlicher eingetroffen, die das Buffet plünderten Und da die Damen und Herren vom Hotel dieses nicht wieder auffüllten, blieben mir nur die Reste. Den Kaffee bekam ich, als ich gerade gehen wollte. Aber ich wurde satt...

 


Gestärkt ging ich gegen 9:00 Uhr auf meine heutige Etappe. Erstmal suchte ich an dem Turm, an dem ich gestern schon war, den Cache. Aber wieder nichts, Mist. Und so fuhr ich auf der bekannten A1 (hier gab es einen Radweg) in Richtung estnische Grenze. 

      

Neben netten Häusern gab es auch einem, zumindest für Deutschland, ungewöhnlichen Supermarkt am Wegesrand.

Nach nur 11 km war die estnische Grenze erreicht. Das 3. Land im Baltikum war erreicht, Wahnsinn, ich hatte echt bis hierhin geschafft. Den Cache direkt hinter der Grenze habe ich mir natürlich gleich geschnappt.

Die ersten 16 km in Estland verliefen problemlos, es war auch recht wenig Verkehr heute Morgen. Doch dann fühlte sich das Fahrrad wieder mal so komisch an. Ich hielt an und drückte auf das Hinterrad. Ich hatte es befürchtet: Das Hinterrad war nahezu platt. Also habe ich das Fahrrad bis zur nächsten Abzweigung geschoben und habe dort, da hier deutlich mehr Platz war, das Hinterrad ausgebaut. Das Loch im Schlauch zu entdecken war kein Problem, da der Draht von einem geplatzten LKW-Reifen noch drin steckte. Schlauch geflickt und den Reifen dank des Tipps des freundlichen Fahrradhändlers in Zyrardow schnell wieder auf der Felge gehabt. Nur das mit dem Luftpumpen dauert immer ewig. Mit dieser kleinen Pumpe habe ich soviel Luft wie unbedingt nötig in den Reifen gepumpt,dass es bis zum nächsten Fahrradhändler reichen sollte. Ein Blick ins Handy versprach allerdings nichts Gutes: Der nächste Fahrradhändler sei 45 km entfernt sagte die App.

Eine Nachfrage in einer nahe gelegenen Tankstelle bestätigte den verdacht: Der nächste Fahrradhändler war in Pärnu. Also fuhr ich die Landstraße mit der Luft, die ich in den Reifen bekommen hatte entlang.

Bei Mereküla stoppte ich an eine Bäckerei und machte erstmal Mittag. Jetzt war ich doch schon ziemlich weit in Nordost, trotzdem stand vor der Bäckerei ein Auto aus Lauf an der Pegnitz. Eines der ganz wenigen Autos mit deutschem Kennzeichen, die man hier oben sah. Motorradfahrer waren da schon mehr unterwegs. 

Bald war dann auch der Fahrradladen erreicht. Es war kein Problem, den Luftdruck aufzufüllen. Immerhin 5,5 bar hatte ich mit meiner kleinen Pumpe rein bekommen. Und schon konnte es weiter gehen in Richtung Vändra. 

      

Der Weg führte, auf einer wenig befahrenen Landstraße,  über die Pärnu, der zweitlängste Fluss Estlands und vorbei an schönen Häusern. 

Aber bei Kurina sah ich es, das Schild, welches auf eine Baustelle hinwies. Bis September warten, war keine Option, ich musste als durch die Baustelle durch.

An der Baustelle angekommen, fragte ich einen der Arbeiter, der an einem Auto stand. Tja, war wohl nichts. Der junge Mann war heute den ersten Tag auf der Baustelle und konnte mir nichts zum Zustand sagen. Also Augen zu und durch...
Zwischendurch sollte es mal besser werden, aber im Großen und Ganzen war es eine Schotterpiste von 5 km Länge.

Ich war froh, als ich durch war, denn die Straße anschließend war wieder ganz gut in Schuss und vor allem relativ wenig befahren.

            

Kurz vor Tori kam ich dann an einem Art Weiler vorbei, bei dem die Häuser top waren, die daneben stehende Kirche verfiel.

      

In Tori selbst stand dann eine Kirche direkt an der Pärnu, die an die estnischen Soldaten erinnert. Es war richtig schön hier.

Allerdings dauerte die Freude über diesen schönen Ort nur kurz. Unmittelbar hinter der Brücke über die Pärnu stand wieder so ein Schild.

Aber es war nicht weiter schlimm. Hier wurde nur ein neuer Radweg gebaut, so dass die Straße frei war.

Bald kam ich wieder auf die Hauptstraße zurück, hier war der Radweg schon fertig und bestens ausgebaut.

Die Wolken wurden bedrohlicher, aber das trockene Wetter hielt.

            

Kurz vor Massu verließ ich die Hauptstraße um mich in Richtung Vändra aufzumachen, meinem heutigen Ziel.

Gegen 16:00 Uhr erreichte ich dann meine heutige Unterkunft Spa-Glämping. War irgendwie lustig, ich konnten nur Deutsch und Englisch, der Herr vor Ort nur Estnisch und Russisch. Aber mit Hilfe des Handys und der Übersetzungs-App konnten wir uns verständigen. Der Herr hätte mir auch die Sauna im Haupthaus eingeschaltet, wenn ich gewollt hätte. Ich war der einzige Gast auf dem Gelände.

Er zeigte mir mein Baumhaus, in dem ich und mein Fahrrad die Nacht verbringen sollten. Die Dusche und das WC waren im Haupthaus, ca. 50 Meter von Baumhaus entfernt.

      

Nach dem Duschen ging ich in den Ort zurück. Der Friedhof des Ortes war auch wieder interessant. Da standen die Bänke wieder direkt vor oder gar im Grab.

Ansonsten war in dem Ort nichts los. Da standen etliche Häuser und ehemalige Geschäfte leer. Aber sie hatten einen Supermarkt, ein Café und ein Pub. OK, das Café hatte schon um 16:00 Uhr geschlossen und das Pub hatte abends geöffnet, Mittwochs sogar bis 22:00 Uhr. Erst einmal ein Bierchen getrunken und Tagebuch geschrieben, dann kurz für den nächsten Tag einkaufen gegangen. Anschließend noch etwas gegessen. Die Auswahl war zwar klein, aber es hat gut geschmeckt. 
Dann bin ich zurück in mein Baumhaus gelaufen. Morgen sollte es dann in die 3. der baltischen Hauptstädte, nach Tallinn gehen.

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