Mit dem Fahrrad von Kaufbeuren nach St. Petersburg
17.05.2019 - Tag 8: Lask - Zyrardow (119 km, 419 Hm)

Heute morgen regnete es nicht, auch wenn die Straßen noch nass waren. Es war auch nicht ganz so kalt wie die Tage davor. So konnte ich heute auf die wärmere Jacke verzichten.

Als ich losfuhr fühlte sich der Hinterreifen komisch an. So fuhr ich zum örtlichen Fahrradladen, um den Luftdruck zu prüfen. Da ich zu früh dran war, musste ich noch etwas warten. Irgendwann schaute eine alte Frau aus dem Fenster im 1. Stock und fragte, ob ich war bräuchte. Mit Händen und Füßen verständigten wir uns und dann machte ihr Sohn den Laden schon früher auf. Er pumpte den Reifen auf, allerdings viel zu prall. Ich verneinte, dass ich 10 bar drin haben wollte und gab zeigte ihm 8 bar. Aber da war es, so sollte es sich später am Tag herausstellen, schon passiert. Dazu aber später mehr...

Auf dem Radweg ging es durch den Ort.

           

Bei Pabianice frühstückte ich an einer Tankstelle und fuhr dann durch den Ort in Richtung Lodz.

In dem recht düsterem und grauen Ort gab es zumindest an einer Fassade einen bunten Klecks.

Und dann erreichte ich Lodz. Mir kam unweigerlich der Schlager "Theo wir fahr'n nach Lodz" in den Sinn. Aber ich sah keinen Theo, nur eine ziemlich grässliche Stadt. Vielleicht habe ich auch einfach nicht die richtigen Stellen gefunden, kann auch sein.

Selbst die Radwege waren eine Katastrophe. War ziemlich halsbrecherisch, hier zu fahren...

Wobei, die Straßen waren auch nicht besser...

Es dauerte ewig, bis ich durch die Stadt gefahren war. Auffällig waren die vielen Litfaßsäulen. Hier wohl noch ein gängiges Werbeformat. Unmittelbar nach diesem Foto begann es richtig doll zu regnen. An einer Bushaltestelle stellte ich mich unter und wartete erst einmal ab. Es wurde immer schlimmer mit dem Regen. Und der Regenradar zeigte auch keine Besserung an. Also blieb mir nichts anderes übrig, als die Heavy-Wet-Regenklamotten anzuziehen. Es sollte eine ganze Weile dauern, bis der Regen nachließ.

Das Navi lotste mich in der Zwischenzeit auf ruhigere Nebenstraßen, wobei das Wort "Straße" für so manchen Zustand eine glatte Übertreibung war. In Brzeziny kam ich dann wieder einem der typischen Tante-Emma-Läden vorbei.

Etwas später, bei Rogow kam ich an einer Getreidemühle vorbei, auf deren Dach eine Vielzahl von Antennen montiert war. Mach sowas mal in Deutschland...

Weiter ging es auf kleinen Nebenstraßen, wo bei mir immer wieder die geschmückten Kreuze oder Marienfiguren auffielen. Was immer sich hinter diesem Brauch verbirgt.

Da ich die Hälfte der Etappe bis 12:30 Uhr abgeschlossen haben wollte, ließ ich die Tankstelle links liegen und fuhr weiter. Ein blöder Fehler, wie sich bald herausstellen sollte. Mein Navi leitete mich auf kleinsten Sträßchen mitten in die Pampas. Mitten im Nirgendwo (zwischen Budki und Gzow) tauchte auf einmal ein kleiner Laden auf. Hier konnte man sogar das Fahrrad unverschlossen vor der Tür stehen lassen, hier gab es einfach nichts. Ich kaufte zwei süße Stückchen und eine Cola. Auf der Bank vor dem Laden konnte ich etwas verschnaufen. Während ich so da saß, kam doch echt ein weiterer Kunde mit dem Auto vorbei. War doch was los hier...

Weiter ging es auf den kleinen Sträßchen in Richtung Janislowice.

In Janiskowice kam ich an einer kleinen Holzkirche (so um 1500 errichtet), der Kościół Rzymskokatolicki pw. Świętej Małgorzaty Dziewicy i Męczennicy vorbei.

Die Straßen in Richtung Zyrardow wurden nicht unbedingt besser, wobei es machte Spaß auf diesen kleinen, recht verkehrsarmen Straßen zu fahren. Die Landschaft war schön hier.

      

Bald erreichte ich meine heutige Unterkunft, das Aparthotel Stara Przędzalnia in Zyrardow. Als ersten fiel mir der Turm des Gebäudes ins Auge, den Eingang musste ich suchen. Die Rezeption befand sich im 4. Stock und so nahm ich mein Fahrrad gleich im Fahrstuhl mit nach oben und überrumpelte die Dame an der Rezeption ein bisschen, so dass ich mein Fahrrad mit ins Zimmer nehmen konnte. Blöderweise war da noch eine Kinder-Basketballmannschaft aus Riga im Hotel, die irgendwie die Flure des Hotels mit einem Spielplatz verwechselten. Natürlich sagten weder die Betreuer, noch die Hotelangestellten etwas. Als ich das Hotel wieder verließ, schien pünktlich die Sonne.

     

Vor dem Hotel waren dann einige Kunstgegenstände und eine Lokomotive ausgestellt. War wirklich nett gemacht...

      

Ich schlenderte zur nahe gelegenen Kirche Kościół farny Matki Bożej Pocieszenia. Leider konnte ich nur einen kurzen Blick ins Innere werfen, da gerade eine Konfirmationsfeier stattfand.

Vor der Kirche war ein großes Denkmal für Papst Johannes Paul II. Den verehren sie hier in Polen ziemlich stark.

Ich setzte mich in ein Lokal mit Blick auf die Kirche und trank ein Bier. War schön, so in der Wärme zu sitzen und die Seele baumeln zu lassen.

Den Abend ließ ich dann im Telegraf ausklingen, wo ich zu Abend aß.

Ich ging zurück ins Hotel, legte mich ins Bett und las noch etwas. Als ich gerade das Licht ausmachen wollte, verlor mein Hinterreifen am Fahrrad mit einem lauten Pfiff die Luft. Klasse...

Das so etwas im Stand im Hotelzimmer passiert, ist eher ungewöhnlich. Und so ging ich der Sache auf den Grund. Ich demontierte den Reifen und sah die Bescherung: Das Felgenband war an einer Stelle gerissen und so ist der Schlauch geplatzt. Wahrscheinlich die Spätfolge der 10 bar von heute morgen. Ein Felgenband hatte ich natürlich nicht dabei. An der Rezeption nachgefragt, es gab in Laufweite zwei Fahrradläden. Der etwas weiter entfernte öffnete schon um 9:00 Uhr, so dass dieser Laden die erste Wahl war. Der näher gelegene Laden war mein Backup, wenn der erste Laden kein passendes Felgenband hatte. Das Rad wieder zusammen gebaut und jetzt endgültig schlafen gegangen. Um den Rest musste ich mich morgen kümmern.

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