Mit dem Fahrrad von Kaufbeuren nach St. Petersburg
16.05.2019 - Tag 7: Oels (Olsenica) - Lask (164 km, 612 Hm)

Aus ich kurz vor 7 Uhr aufstand, regnete es zwar noch, aber das sollte sich bald ändern. Das Frühstück konnte ich in Ruhe genießen, da die Busladung Kinder, die ebenfalls im Hotel übernachtet hatten, erst zum Frühstück kamen, als ich fast fertig war. Den Rast der Sachen noch in den Rucksack gepackt und die Satteltasche mit den, immer hoch halb feuchten Sachen, bestückt.

Ich checkte noch schnell aus und fuhr dann, ohne Regenklamotten, weil es hatte aufgehört zu regnen die nahegelegene Landstraße entlang. Anfangs konnte ich auf dem Seitenstreifen fahren, was recht angenehm war. An einer Tankstelle füllt ich noch meine Wasservorräte auf und weiter ging's.

In Sycow ging es dann durch den noch recht verschlafen wirkenden Ort.

      

Später dann in Bralin kam ich an zwei weitern Kirchen vorbei. Bis zu diesem Zeitpunkt war noch alles gut.

 

In den Ortschaften musste ich dann, allein zur eigenen Sicherheit, um nicht umgefahren zu werden, auf die gepflasterten Radwege ausweichen. Nicht nur das Pflaster machten einem das Leben schwer, auch die vielen Bordsteine, über die man drüber fahren musste, waren alles andere als angenehm. 

In Kepno dann passierte es. An einer Hausecke bin ich wohl über einen hochstehenden Pflasterstein gefahren. Ich hatte ein komisches Gefühl, so wie sich das angefühlt hat, aber zunächst ging alles gut. Kurz vor Wieruszow war klar, dass es mich erwischt hatte. Das Fahrrad fühlte sich schwammig an und bei einem Stopp am Straßenrand bewahrheitete es sich: ziemlich wenig Luft im Hinterrad. Mit dem Handy fand ich schnell einen nahe gelegenen Fahrradhändler und so pumpte ich mit meiner kleinen Pumpe soviel Luft nach, wie es eben ging und machte mich auf in die Werkstatt. Am Kreisel fragt ich noch eine Radfahrerin, ob es den Händler auch wirklich noch gab, was sie bejahte.

      

Nach kurzer Fahrt dann am Laden angekommen und der Händler machte sich auch gleich an die Arbeit und wechselte den Schlauch. Er reinigte auch gleich den gesamten Antriebsstrang, da dieser durch die Regenfahrten der vergangenen Tage ziemlich dreckig und verklebt war. Der komplette Service hat (ohne Schlauch, weil da hat er einen von mir eingebaut) 50 Zloty gekostet. Alles in allem hat mich die ganze Aktion dann doch 1 1/2 Stunden gekostet und ich hatte gerade mal 50 km, also rd. 1/3 der geplanten Strecke absolviert. An einer Tankstelle am Ortsausgang aß ich noch etwas, um mich dann gestärkt, aber mit reichlich Zeitverlust auf den Rest der Etappe zu begeben. Ich fuhr also zurück zu viel befahrenen Landstraße und war froh, dass ich kurz hinter Tyble wieder verlassen konnte.

Die Freude währte aber nur kurz. Nach nur ca. 500m stand das Schild, welches die Weiterfahrt für Fahrräder untersagte. Lt Karte sollte die Straße zwar weiter gehen, aber wer weiß das schon so genau. Also suchte ich nach einer Alternative und fand diese auch, allerdings bedeutete dies auch einen mächtigen Umweg. Also zurück zur viel befahrenen Landstraße und weiter Richtung Wielun.

Kurz vor Dabrowa tauchte dann das nächste Schild auf, welches die Weiterfahrt auf der gerade befahrenen Straße für Radler untersagt. Kurz nachdem ich auf die Alternativroute abgebogen bin, also rd. 30 km nach der letzten Reifenpanne, fuhr ich, als der Radweg zu Ende war, zurück auf die Straße und musste, wegen einer Wasserablaufrinne, einen Schlenken machen. Nein, das fühlte sich nicht gut an und die Luft war mehr oder weniger schlagartig aus dem Reifen draußen. Ich fragte ein junges Pärchen auf der anderen Straßenseite und hatte weider Glück und in der Nähe befand sich ein Fahrradladen. Also das Fahrrad hin geschoben und mein Problem geschildert. Es war etwas schwierig, weil die Jungs eine ziemlich Arroganz an den Tag legten. Sie meinten wirklich, dass ich bis 18:00 Uhr (also 4 Stunden!) warten solle, bis das Fahrrad wieder gerichtet sei. Nach einiger Diskussion haben sie den Schlauch dann doch innerhalb von einer 3/4 Stunde gewechselt und ich konnte weiter fahren. Fachpersonal sage ich nur, die haben nicht mal mitbekommen, dass der Reifen eine Laufrichtung vorgegeben hat.

      

Wieder unterwegs fuhr ich die 481 in Richtung Widawa, wo ich auf meine ursprünglich geplante Route treffen sollte. Wer bitte baut schon Straßen, die 20 km gerade aus führen. 

Nur in Wielgie gab es eine kleine Richtungsänderung. Als ich dann ich Widawa auf meine geplante Route traf, hatte ich noch 31 km zum Ziel und nun wurde auch der Umweg klar: 18 km. An einer Tankstelle aß und trank ich schnell noch etwas und beeilte mich dann, um weiterzukommen.

Weiter ging's auf kleinen Landstraßen durch Dörfer und Landschaften. Ich hoffte in den Dörfer nur, dass die Tore zu den Grundstücken geschlossen waren, da die Hofhunde einen ziemlich aggressiven Eindruck machten und kläfften, was das Zeug hielt.

Interessant war teilweise die Beschilderung an den Straßen.

Um Viertel vor 6 traf ich dann bei meinem heutigen Quartier, dem Hotel Graf ein. Das Einchecken gestaltete sich recht schwierig. Die Dame an der Rezeption konnte nur Polnisch und Italienisch, ich nur Deutsch und Englisch. Soviel konnte ich verstehen, dass für mich kein Zimmer reserviert war und sie auch ausgebucht waren. Nach einigem hin und her war meine Reservierung dann doch da und, oh Wunder, doch noch ein Zimmer frei. 

Nach dem Duschen erst einmal Getränke gekauft und dann, mangels Alternative (ein Restaurant war 5 km weg und das andere Restaurant schloss um 18 Uhr), in einem nahe gelegenen 3-klassigem Pizza-Imbiss zu Abend gegessen. Irgendwie war ich nach der langen Strecke heute müde und bin schon um 9 Uhr ins Bett gegangen.

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