Mit dem Fahrrad von Kaufbeuren nach St. Petersburg
14.05.2019 - Tag 5: Nymburk - Sokolowsko (132 km, 1.540 Hm)

Ein erster Blick aus dem Fenster und, was soll ich sagen, die Sonne schein. Zudem hat sich der Wind gelegt. Und so bin ich guten Mutes um 7:00 Uhr gestartet.

In nahegelegenen Supermarkt Wasser und Bananen gekauft, richtig frühstücken wollte ich dann später in einem Cafe. Weil so etwas gab es hier auf meiner Route leider nicht.

            

Es war einfach herrlich, in der Morgensonne an Feldern und Seen vorbei zu radeln. Die Luft war noch angenehm kühl und es war noch verhältnismäßig wenig Verkehr.

Weiter ging es auf schönen Strecken durch die Wälder, auch wenn die Straßen nicht dem von zuhause bekannten Standard entsprachen.

Die Dörfer waren meist ziemlich verlassen, kein Laden oder kein Café weit und breit. Und so dauerte es, bis ich mein 2. Frühstück einnehmen konnte.

Manchmal ging es auch durch schöne Landschaften, aber dafür auf, zumindest für das Rennrad, grausige Straßen. 

In Loucna Hora kam ich der Kostel sv. Jiří (einer Kirch aus Holz) vorbei. Sah richtig klasse aus, so vor dem blauen, mit einigen Wolken durchsetzten Himmel. Nur das Gekläffe der Hofhunde der Nachbarschaft nervten. 

Vor Horice gab es dann die nächste Umleitung, bei der ich dann auf die Hauptstraße musste. Dabei zeigte sich, dass die tschechischen LKW-Fahrer genauso rücksichtslos wie die meisten LKW-Fahrer überall sind. Die fahren mit keinen 50 cm Abstand an Dir vorbei, nur um nicht abzubremsen, wenn Gegenverkehr kommt. Zumindest hat sich der Umweg dahingehend gelohnt, dass ich an einem kleinen, idyllischen Friedhof vorbei gekommen bin.

In Horice selbst kam ich dann an Läden vorbei, die bei uns eigentlich schon ausgestorben sind.

Weiter ging es wieder auf Nebensträßchen, die den Namen Straße eigentlich nicht verdient hatten. Entsprechend langsam ging es voran. Aber es sollte noch besser werden...

In Doubravice bin ich dann an einem Bus-Wartehäuschen vorbei gekommen, da mich fasziniert hat. Top gepflegt und mit Blumenkästen geschmückt, so etwas sieht man selten.

      

Kurz danach ging es runde 250 Hm hinab nach Dvůr Králové nad Labem (Königinhof an der Elbe). Die Straßen waren in einem katastrophalen Zustand, da machte sogar die Abfahrt keinen Spaß. Zudem war im Hinterkopf immer die Gewissheit, dass es auf der anderen Seite wieder nach oben ging. Aber es half ja nichts, die Geländekontur war so, wie sie eben ist.

Am Aufstieg war in Nove Kocbere weider ein kleine, schnucklige Kapelle am Straßenrand. Ein Ort der Ruhe, mitten an der viel befahrenen Straße.

Vor Trutnov (Trautenau) stärkte ich mich noch an einer Tankstellen mit einem ordentlichen Eintopf. Obwohl die Wolken schon der blauen Himmel verdeckten, hatte ich noch Hoffnung, trocken am heutigen Ziel anzukommen. In Porici war die Hoffnung dann dahin und ich musste mich wieder einmal in die Regenklamotten schmeißen. 

Nachdem ich die mühsam erklommenen Höhenmeter durch eine (zugegebenermaßen angenehmen) Abfahrt zunichte gemacht hatte, erblickte ich bei ca. 400 m ü. NN eine Skilift. Unglaublich, dass hier im Winter auf dieser Höhe Schnee liegt, dachte ich. Später wurde mir klar, dass das wohl normal ist.

Bei Chvalec bog ich dann an der Kirche links Richtung Serpentinen ab.

Die Schranke zu den Serpentinen zeigte mir, dass hier wohl doch mehr Schnee liegen kann, als ich vermutet hatte. 

Erst ging es moderat bergauf, dann begannen aber die Serpentienen, die es in sich hatten. Und so ging es Meter um Meter in den Regenklamotten und moderatem Regen nach oben. 

Oben angekommen, gab es nur eine enge Durchfahrt. Dann ging es wieder bergab (natürlich langsam, weil die Straßen war mal wieder ziemlich schlecht), um anschließend wieder nach oben zu gehen.

Dann erreichte ich Polen. Und gleich wurde jedes Vorurteil bestätigt: Das Landeswappen von Polen war weg (ebenso das von Tschechien) und so musste für das Foto das Wappen der Provinz herhalten. 

Und es regnete wieder stärker und die Temperaturen sanken. Als ich in Mieroszow ankam, fragte ich nach einem Geldautomaten. Ich zog erstmal ein Zloty und war erstaunt, dass die Geldscheine so klein waren. Ich bin dann völlig durchnässt und frierend die restlichen 5 km nach Sokolowsko gefahren. Die Temperatur war zwischenzeitlich auf 5°C gesunken. Da hatte ich wirklich keine Lust, die Pension nochmals zum Essen zu verlassen. So fuhr ich also zum Lebensmittelladen des Ortes, um mir mein Abendessen zu kaufen. Als ich dort ankam, traf mich fast der Schlag: ein Tante-Emma-Laden. Mit Hilfe der Übersetzungs-App gelang es mir dann doch, so einiges einzukaufen. Seit diesem Einkauf weiß ich, dass die Firma Kraft auch Käse mit Schinkengeschmack herstellt (eigentlich wollte ich Käse und Schinken).

Mit dem Einkauf in einer Tüte am Lenker ging es dann zur Villa Rosa meinem heutigen Quartier. Mein Fahrrad konnte ich im Vorraum abstellen, anschließend hängte ich meine Sachen zu trocknen auf bzw. wusch diese zuerst und nahm eine warme Dusche, um wieder aufzutauen.

Anschließend ging ich in den Aufenthaltsraum (war ziemlich einsam, da ich der einzige Gast war) und verzehrte meinen Einkauf. Etwas Brot und Käse ließ ich für das Frühstück übrig. In der Küche konnte man leider nichts anfassen, da alles etwas siffig war. Daher trank ich mein Bier auch aus der Dose und verwarf es, einen Tee oder einen Kaffee zu trinken, um wieder warm zu werden. Da ich genug eingekauft hatte (das Bier gab es nur im 4-er Pack), blieb ich ziemlich lange sitzen.

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