Mit dem Fahrrad von Kaufbeuren nach St. Petersburg
13.05.2019 - Tag 4: Holoubkov - Nymburk (125 km, 948 Hm)

Als ich aufstand und aus dem Fenster sah, traute ich meinen Augen nicht. Ich sah blauen Himmel, naja zumindest teilweise, aber besser als nichts.

Erstmal musste ich mich auf die auf die Suche nach meinem Fahrrad machen. Ich sah nämlich niemanden. In der geschlossenen Bar nahm ich dann Geräusche war und klopfte laut. Eine Frau erschien und nach einiger Diskussion bekam ich auch mein Fahrrad, das ich dann im Vorraum abstellte. Immerhin hatte ich mein Rad wieder...

Im nahegelegenen Supermarkt noch das Frühstück gekauft und im Zimmer gegessen. Kaffee gab's heute halt keinen. Der musste bis später warten, aber ich würde sicherlich die Gelegenheit auf eine Tasse bekommen. Heute kam ich immerhin kurz nach 8 Uhr schon los. Pünktlich zum heutigen Start frische der Wind auf sollte auch den ganzen Tag nicht nachlassen, im Gegenteil. Da Hauptstraße wegen Bauarbeiten gesperrt war und auch nach Aussage der Putzfrau selbst mit dem Rad kein durchkommen war, musste ich wohl oder übel die Umleitung fahren. Der Umweg hielt sich mit 4 km in Grenzen, jedoch waren die zusätzlichen Höhenmeter die großen Unbekannten.

Dafür waren die Enten extra Straßenschilder aufgestellt. Sieht man in dieser Form selten.

Bald war ich wieder auf dem geplanten weg und konnte mich auf den Weg Richtung Prag machen. In Cerhovice kam ich am Kostel sv. Martina aus dem 15. Jhd. vorbei.

Weiter ging es bergauf/bergab durch die Landschaft. Die weiten gelben Rapsfelder waren schon schön anzuschauen.

Immer wieder kam ich an alten Kirchen vorbei, wie an der Kostel sv. Martina in Zdice.

In Beroun macht eich dann in einem Cafe eine Pause und genoss mein zweites Frühstück. Ich hatte mir einen schönen Platz ausgesucht, von dem ich mein Fahrrad im Blick hatte. Blöderweise kamen zwei Helikopter-Mütter an den Tisch und baten mich aufzustehen, damit sie ihre Kinder in der Spielecke im Blick haben. Da ich den Blick auf mein Fahrrad nicht aufgeben wollten, setzten sie sich halt auf die freien Plätze. Warum sie sich allerdings setzten entzieht sich bis heute meiner Kenntnis. Die sind nämlich die ganze Zeit rum gerannt, um ihre Kinder zu bemuttern. Und da sie nicht auf ihren 4 Buchstaben sitzen bleiben konnten, sah ich, vor lauter rumrennender Mütter, mein Fahrrad nicht mehr. Ich bin dann bald aufgestanden, habe ich wieder auf mein Rad gesetzt und bin weiter in Richtung Prag gefahren.

Immer wieder kam ich auf meinem Weg in die tschechische Hauptstadt durch kleine Dörfer und Städtchen, wie z.B. Lodenice.

Bald erreichte ich auch Prag. Ein Ortsschild gab es nicht oder ich hatte es übersehen. Jedenfalls ging es auf einer Einfallstraße bergab in Richtung Moldau. Der reinste Horror! Dei Autos fuhren in gefühltem cm-Abstand an mir vorbei. Und dann war noch diese kleine Straßenkehrmaschine, die genau so schnell fuhr, dass ich nicht überholen konnte, aber auch ständig leicht abbremsen musste. Außerdem stank das Teil jämmerlich nach Abgas. Als ich dann endlich an dem Teil vorbei war, ging es über einen schlechten Straßenabschnitt, bei dem ich langsam fahren musste und die kleine Hosenscheißer war wieder an mir vorbei. Irgendwann ist er dann auf den Fußweg abgebogen um seiner Bestimmung zu genügen. Eine Wohltat!

Irgendwann war ich dann an der Moldau und sah das Botel Admiral, auf dem wir bei unserem letzten Prag Besuch übernachtet hatten.

Von der Brücke über die Moldau hatte man eine tolle Sicht auf die Prager Burg.

Eine Brücke weiter warteten dann das "Tanzende Haus" auf mich, bevor die Steigung begann, die ich hoch musste, um dann am Bahnhof vorbei weiter Richtung Osten aus der Stadt zu fahren.

Stadtdurchfahrten sind einfach eine langwierige Sache, die zudem nur begrenz Spaß bereiten. Irgendwann wurde die Straße, die ich befuhr zu einer vierspurigen Straße mit Mittelleitplanke und Seitenstreifen. Da ich keine Ahnung hatte, ob ich dort fahren durfte, mich aber auch nicht auf ein evtl. Scharmützel mit der Polizei einlassen wollte, verließ ich die Straße an der ersten erreichbaren Ausfahrt. Später wusste ich dann nicht, ob es eine gute Idee war. Ich versuchte mich durchzufragen, aber war irgendwie schwierig. Den ersten Herrn (im BVB-Trikot) den ich fragte, schüttelte fast unmerklich der Kopf, mehr war aus dem Typ nicht raus zu bekommen. Bei den Bauarbeitern ein paar Meter weiter erhielt ich trotz Übersetzungsversuche mit dem Handy keine Antwort, weil sie selbst nicht von hier waren. Also versuchte ich mich mit dem kleinen Navi-Display einen Weg zu finden. Ich kannte ja zumindest die Richtung. Ich fragte eine Frau, die gerade aus dem Auto ausstieg und sie erklärte mit die grobe Richtung mit Hilfe eines Autoatlanten. Dort waren allerdings die Straßen in Prag nicht eingezeichnet. Als ich an einem Möbelhaus vorbei kam fragte ich nochmals eine Mutter mit Kinderwagen, aber auch sie konnte mir nicht wirklich helfen. Und so blieb mir nur das Navi und die grobe Richtung. Was soll ich sagen, nach über einer 1/2 Stunde (für nicht mal 1 km, wenn ich auf der Straße  geblieben wäre) erreichte ich die Straße genau dort, wo sie wieder 2-spurig wurde. An der Tankstelle gönnte ich mir noch eine kurze Pause, dann ging es in Richtung meines heutigen Etappenziels.

Bei zunehmendem Wind fuhr ich die kerzengerade Straße in Richtung Sadská.

In Sadská bog ich dann in Richtung Nymburk ab.

Am Ortseingang von Nymburk lotste mich mein Navi dann über eine kleine Brücke in Richtung Eisstadion.

Nachdem ich im Hotel Zimní stadion angekommen war, konnte ich mein Fahrrad in einem abgeschlossenen Lagerraum parken und mich unter die Dusche begeben. Das Hotel lag direkt neben der Eishalle und so konnte ich im Stadionrestaurant ein Bierchen trinken und auch mein Abendessen genießen. Unten auf der Eisfläche war erst Eislauftraining und anschließend haben zwei Feierabend-Mannschaften Eishockey gespielt.

Jetzt dann aber ab ins Bett, morgen steht die vermeintlich schwerste Etappe der gesamten Tour auf dem Plan.

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