Mit dem Fahrrad von Kaufbeuren nach Rom
05.06.2016- Tag 11: Castel Giorgio - Campagnano di Roma (111km, 1.292Hm)

Heute nach einem kargen Frühstück etwas später losgefahren, die Etappe sollte nicht allzu anstrengend werden. Dachte ich zumindest, aber ich sollte eines Besseren belehrt werden.

    

Zuerst einmal bin ich bergab nach San Lorenzo Nuovo geradelt. Und hier sah ich auch, dass der Grund für die Zimmerknappheit wirklich der heute stattfindende Marathon war. Da die meisten Leute dort gegangen sind, sah es eher wie eine Wanderung als ein Marathon aus. Aber auch egal, das Ergebnis war gleich, es gab nur ein teures Zimmer für mich.

Direkt in der Stadt entschied ich mich, zum Lago di Bolsena runter zu fahren. Eine blöde Entscheidung, wie sich herausstellen sollte. Weil da, wo es 250 Höhenmeter abwärts geht, geht es nachher erfahrungsgemäß auch wieder rauf. So sollte es auch hier sein.

Aber eigentlich hat es sich gelohnt. Es war wunderschön dort unten am Wasser. Und da ich sehr früh dran war, waren außer zwei Wohnmobilen niemand hier unten. Ich blieb eine Weile, um die Ruhe zu genießen. Aber dann musste ich wieder aufwärts.

Durch Gradoli hindurch, hinauf nach Latera. Ab hier ging es wieder bergab, ich konnte also etwas verschnaufen. Vor Valentano ging es nochmals bergauf, bevor es die nächsten Kilometer wieder bergab ging.

        

In Tuscania machte ich in einem Cafe Rast, stärkte mich und genoss das Treiben auf dem Platz. Aber allzu lange wollte ich nicht bleiben, da noch ein ordentlicher Aufstieg anstand.

Auf dem Weg hinauf nach Vetralla erwischte mich dann der Fehlerteufel: Die Karkasse meines Hinterreifen riss. Ich merkte es sofort, das hintere Rad schlug wie wild. Ich überprüfte den Reifen, aber da war nichts zu machen. Es war Sonntagnachmittag, mitten in der Pampas. Also nicht die besten Voraussetzungen für eine Reifenpanne. Ich hatte ja so ziemlich alles an Ersatzteilen dabei, aber halt keinen Reifen. Um den Reifen zu schonen ließ ich etwas Luft ab und machte die Bremse auf, damit der Reifen ja nichts passiert. Ich hatte ja noch runde 50km zur nächsten Unterkunft. Ich fuhr also wie auf rohen Eiern weiter, um mein heutiges Etappenziel zu erreichen. Vielleicht gibt's ja dort einen Fahrradladen, der mir der Reifen wechseln kann.

Aber erst einmal ging es noch 8km den Berg hoch, in sengender Hitze. Ich bin fast vom Fahrrad gefallen.

    

Die Abfahrt konnte ich nicht richtig genießen, da ich Angst um den Reifen hatte und auch nur die vordere Bremse benutzen konnte. Entsprechend vorsichtig fuhr ich den Berg hinunter. Erst durch Capranica und anschließend durch Sutri.

    

Bei Monterosi bin ich dann auf einer vierspurigen Straße, der SR2, gelandet. So schön mit zwei Fahrspuren in eine Richtung, mit Mitteltrennung und Standstreifen. Ich hatte aber kein Schild gesehen, dass ich hier nicht fahren durfte, aber komisch war es schon. Es hat aber keiner gehupt oder mich aufgehalten, sollte also in Ordnung sein. Nach einigen Kilometern konnte ich die Straße dann verlassen und den letzten Aufstieg für heute in Angriff nehmen, hinauf nach Campagnano di Roma. Oben angekommen, fand ich erst das Hotel nicht, aber die Vermieterin hatte mir eine e-mail mit ihrer Telefon-Nr. geschickt und so konnte ich bald die Unterkunft beziehen.

 

Da staunte ich nicht schlecht. Gebucht hatte ich in André's House ein Doppelzimmer in Einzelnutzung und bekommen habe ich ein ganzes Haus. In der Küche wäre auch etwas zum Essen gewesen (Nudeln, Tunfisch, Pesto, Tomatensauce etc. fürs Abendessen und alles was man so fürs Frühstück braucht). Mein Fahrrad konnte ich im Wohnzimmer deponieren, also alles gut. Nach der Pleite von Vortag eine richtige Wohltat.

            

Nach dem Duschen in der Bar nebenan erst einmal ein Feierabendbierchen getrunken und dann noch etwas im Städtchen herumgelaufen. Anschließend habe ich in der Bar nachgefragt, ob es hier einen Fahrradladen gibt. Einer der Gäste sprach Englisch und tatsächlich, er wusste, wo ein Fahrradladen war. Ruckzuck saß ich in seinem Smart und er fuhr mich zum Laden. Dort stellte er allerdings fest, dass montags geschlossen war. Also muss der Reifen wohl bis Rom halten. Keine so guten Aussichten. Er brachte mich zurück zu Bar und ich ging in ein nahegelegenes Restaurant, welches von der Vermieterin empfohlen worden war. Im Restaurant stand die Gruppe, die vorher auch schon in der Bar war. Pilger zu Fuß auf dem Weg nach Rom, die sich auf dem Weg kennengelernt hatten, Jürgen, Mira und Jon. Ich schloss mich ihnen an und wir hatten in einem anderen Restaurant, einige Schritte die Straße entlang, einen schönen Abend. Anschließend ging ich zurück in die Unterkunft und ins Bett.

Morgen sollte es dann endlich soweit sein, dass ich Rom erreichen würde, wenn der Reifen hielt. 

Einzeletappen