Mit dem Fahrrad von Kaufbeuren nach Rom
27.05.2016- Tag 2: Tarrenz - Laudes (108km, 1.382Hm)

Ich startete heute erst um 8:20 Uhr, aber es sollte reichen, mein Quartier für die nächste Nacht war ja schon gebucht. Ab Tarrenz ist die Via Claudia Augusta auch (fast) durchgehend geteert, so dass ich sie gut mit dem Rennrad befahren konnte. Und so ging es zuerst nach Imst. Dann irgendwie kreuz und quer durch den Ort. Die Beschilderung führt einem dann direkt auf den Radweg in Richtung Landeck. Und wenn der Postmitarbeiter in Imst bei der Ausfahrt aus dem Depot richtig schaut, dann ist die ganze Strecke auch gefahrlos zu radeln. Nach Imst folgt ein Stück Strecke, die nicht ganz so schön ist, weil der Radweg direkt an der Autobahn vorbei führt. Aber auch hier gibt es schöne Stellen.

       

Von Landeck aus geht es dann das Inntal hoch. Zuerst auf einer Straße (was relativ unangenehm war), dann auf dem Radweg. Immer dem Inn entlang, auch wenn dieser durchaus mal 50m unter der Straße liegen kann.

In Höhe Niedergallmigg waren dann einige 100 Meter Radweg gekiest, aber gut mit dem Rennrad befahrbar. Anschließend ging es wieder auf Asphalt weiter. In Ried im Oberinntal sah ich zum ersten Mal einen Linienbus mit Fahrradanhänger dran, mit dem sich Radler über den Reschenpass bringen lassen konnten. Und so ging es bergauf/bergab, langsam aufwärts in Richtung Pfunds. Hier machte ich erst einmal Rast und stärkte mich, der anstrengendste Teil sollte noch kommen.

Die von einem Kollegen beschriebene steile Rampe hinter Pfunds habe ich zum Glück nicht gesehen. So ging es weiter moderat bergauf, bis ich bei der Kajetansbrücke kurzzeitig auf die vielbefahrene Reschenpass-Straße B180 wechseln musste. Anschließend war der Radweg leider gekiest, so dass ich in Richtung Martina GR auf die Straße ausweichen musste. War jetzt aber auch nicht weiter schlimm, da hier nur sehr wenig Verkehr herrschte. Weiter oben sah ich die Reschenpass-Straße, wie sie sich durch die Galerien in der Höhe zog.

Kurz nach der Kajetansbrücke fuhr ich in die Schweiz. Es stand aber nur ein Hinweisschild dort, keine Kontrolle, nichts. Und so ging es weiter nach Martina GR.

Dort machte ich an einem Brunnen kurz Rast, bevor es hinauf zur Norbertshöhe ging. Eine Mutter mit ihrer Tochter aus Kempten machten dort ebenfalls Rast. Da die Tochter der Meinung war, dass am Fahrrad der Mutter Gepäck nicht schön ausschaut, hatte sie das ganze  Gepäck auf ihrem Fahrrad. Da es bei ihnen so gut lief, hatten sie sich als heutiges Ziel Meran gesetzt. Sehr sportlich...

Jetzt ging es also den Berg hinauf zur Norbertshöhe: ca. 7km und 450Hm waren in 11 Kehren zu bewältigen.

Die Steigung hielt sich in Grenzen, aber die Sonne stand am jetzt wolkenlosen Himmel. Es war unerträglich heiß auf der Strecke. Den Helm hatte eigentlich niemand mehr auf. Die meisten Radler nutzten die wenigen Schattenstellen, um ab und an mal durchzuschnaufen. Nur die beiden Damen aus Kempten stierten die Straße hoch, als wäre der Teufel persönlich hinter ihnen her. Respekt und Hut ab...

Dafür hatte man einen herrlichen Ausblick von hier oben ins Tal.

Nach den beschriebenen 11 Kehren war dann auch die Norbertshöhe mit ihren 1.405 Metern erreicht. Eigentlich ist hier oben nur ein Gasthaus, sonst nichts.

Es geht von hier oben wieder runter nach Nauders, einem komischen Ort kurz vor dem Reschenpass. Der Radweg wird durch den Ort geführt, damit man möglichst viel Geld da lässt. Naja...

      

Von hier aus sind es nur noch 7km und rd. 100 Hm bis zum Reschenpass. Eigentlich ja nicht so das Problem. Wenn da nur der Gegenwind nicht gewesen wäre. Ich habe gestrampelt und gestrampelt und bin doch kaum vorwärts gekommen. Die Motivation ging natürlich immer weiter zurück, ich hatte hier langsam aber sicher echt keine Lust mehr. Aber irgendwann erreichte ich endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, den Reschenpass.

Aber es sollte noch ein paar Meter bergauf gehen, natürlich weiter bei Gegenwind. Ich traf zwei Radler, die ich schon am Aufstieg zur Norbertshöhe gesehen hatte. Auch sie hatten keine Lust mehr auf den Gegenwind. Aber bald war es ja geschafft. In Reschen angekommen, machte ich am Schlösschen am Reschensee eine Rast. Der Wirt war ein seltsamer Kerl. Nur mit einer Dame hinter einem Sichtschutz flirtete er, was das Zeug hielt ("Meine kleine Prinzessin"). Kurze Zeit später, als die beiden Damen zur Kasse gingen, stellte sich heraus, dass es die Beiden aus Kempten waren. Auch sie hatte der Gegenwind mürbe gemacht. Ihr Ziel, am heutigen Tag noch Meran zu erreichen, hatten sie aufgegeben.

Nach der Rast fuhr ich auf der Westseite des Reschensee auf einem wunderschönen Radweg entlang.

       

Dann traf ich noch einige Male die Kemptenerinnen, da mal sie, mal ich anhielten , um Fotos zu machen. Nachdem ein selbstmordgefährdetes Huhn an einem Bauernhof mir direkt vor's Fahrrad gelaufen war, habe ich von der Tochter zu hören bekommen, dass ich mich bei dem gelben Teil auf dem Kopf nicht wundern brauche, wenn sich das Huhn erschreckt. Wir haben uns dann aber aus den Augen verloren.

Weiter ging es zum Lago Di Muta, ab dessen Südende es endlich bergab ging. Aber wie: Ohne zu treten hatte ich in der Spitze fast 77 km/h drauf. Mir wurde im Nachhinein noch schlecht, weil während der Fahrt war mir das so gar nicht bewusst.

      

Bald erreichte ich die gebuchte Pension, den AgroProbizer Hof. Der Wirt war ja sehr nett, aber das Zimmer war nicht in der Pension, sondern in der ca. 5 Gehminuten entfernten Pension Etschhaus. War irgendwie nichts, das Zimmer. Aber für eine Nacht geht es schon. Ich verstehe nur nicht, dass ein Wirt so etwas macht. Wenn er ausgebucht ist, ist er halt ausgebucht. Aber in eine andere Pension umzuquartieren, ohne WLAN in eine Dachkammer, die noch nicht einmal sonderlich sauber war...

      

Nach dem Abendessen in einem nahe gelegenen Lokal bald schlafen gegangen. Morgen geht es weiter...

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