Mit dem Fahrrad durch Deutschland (West - Ost)
15.06.2020 - Tag 4: Untergeis - Gotha (117km, 832Hm)

Seit es gestern Abend zu regnen begann, hat es nicht wieder aufgehört. So saß ich beim Frühstück und schaute aus dem Fenster, als es dann doch erst weniger regnete, dann ganz aufhörte. Als ich starten wollte, war der Himmel aber ziemlich dunkel und verhieß nichts Gutes. 

      

So entschied ich mich, in "Heavy-Wet"-Klamotten zu starten, da ich der ganzen Sache nicht traute. Erst ging es wieder hoch zu dem kleinen Kirchlein und auf den, bereits von gestern bekannten, Radweg. Erst an Wiesen vorbei, später dann durch schöne Waldstücke.

Bereits einige Kilometer nach dem Start begann es in Strömen zu regnen und ich war innerhalb von Minuten klatsch nass. So ging es auch durch Bad Hersfeld. Konnte ja lustig werden mit den beiden ersten Anstiegen, die heute anstanden.

Der Regen war so heftig, dass teilweise auch Schlamm auf die Radwege gespült wurde. Was für ein Spaß mit profillosen Rennradreifen da drüber zu fahren. 

 

Bei Unterbreizbach kam ich am ersten Schild vorbei, welches auf die ehemalige deutsch-deutsche Grenze hinwies. Kurze Zeit später kam ich dann am Kali-Bergwerk vorbei. Irgendwie kam mir alles bekannt vor. Aber das konnte ja nicht sein... 

Konnte es doch, ich hatte nämlich erst einige Monate zuvor einen Kunden ganz in der Nähe besucht. Und so fuhr ich in Richtung Heringen (Werra) auf bekannten Wegen.

Kurz nach Heringen (Werra) kam ich am nächsten Schild vorbei, welches auf die deutsche Teilung hinwies. Allerdings stand hier ein anderes Datum. Wie konnte das sein? 

In Berka/Werra kam ich an der recht schlichten St. Laurentius-Kirche vorbei. War nett anzuschauen mit dem etwas anderem Turm.
Zwischenzeitlich hatte es aufgehört zu regnen, es war aber noch alles nass.

      

In dem Örtchen gab es eh einige schöne Häuser. Bei Sonnenschein wäre es natürlich schöner gewesen. War aber auch so interessant. Hier kommt man mit dem Auto meist nicht vorbei.

In Untersuhl zeigte die Tourenplanung mal wieder Schwächen. Das Navi wollte mich doch mit dem Rennrad echt auf diesen Schotterweg leiten. Ich zog es vor, auf der asphaltierten Straße durch den Ort zu fahren. Das hatte auch den Vorteil, dass ich an der Tankstelle noch schnell einen Pit-Stop machen und mir mit Bockwurst und Cola die Akkus wieder füllen konnte.

Gerstungen war wieder mal so ein schöner Ort mit vielen Fachwerkhäusern, die die Hauptstraße säumten.

Bei Sallmannshausen überquerte ich dann die Werra.

Über eine kleine, wenig befahrene Landstraße ging es dann in Richtung Eisenach. Eigentlich schön zu fahren, nur der gepflasterte Straßenrand stellte eine gewisse Gefahr dar. Aber zumindest trocknete es ganz gut ab.

Weiter ging's durch kleine Ortschaften, wie Lauchröden. Irgendwie ein bisschen komisch, wenn das Gasthaus "Zur alten Schule" mit einer großen DDR-Fahne geschmückt iswt und sich auf dem Hof jede Menge DDR-Fahrzeuge tummelten.

Direkt neben dem Gasthaus liegt die Martinskirche, deren Wurzeln auf die Martinskapelle von 1144zurückgehen. Neben dem Turm fand ich auch den Fachwerkanbau sehr interessant. 

Nachdem ich Lauchröden verlassen hatte, ging es auf einer ruhigen Nebenstraße durch das Werratal. Bei Neuenhof tauchte dann die große Werratalbrücke der Autobahn A4 auf. Irgendwie passte sie so gar nicht in die Landschaft.

      

Ein Stückchen weiter, in Hörschel sah ich die ganze Dimension der Brücke. Der Ort liegt unmittelbar neben der Autobahnbrücke. Die Bahnstrecke führ direkt am Ort vorbei. Als ich am Bahnübergang ankam, musste ich erstmal warten, da der Übergang geschlossen war. 

Weiter ging es in Richtung Eisenach. Hier wurde zu DDR-Zeiten der Wartburg gebaut, heute baut Opel hier Fahrzeuge. Und natürlich liegt oberhalb der Stadt die Wartburg. Eigentlich eine geschichtsträchtige Stadt.
Umso enttäuschte war ich, als ich Eisenach erreichte. Irgendwie kein Glanz oder Charme, aber es sollte sich ändern, wenn man dem Zentrum näher kam.

Wobei ich schon etwas irritiert war, als ich das Transparent an einem Haus sah, auf dem ein Mieter für eine freie Wohnung gesucht wurde. Ich kannte es bislang eher andersherum: Eine frei Wohnung, viele Bewerber. Naja, hier scheint es umgekehrt zu sein. 

Nett fand ich die Idee, ein Trafohäuschen als kleines Wohngebäude zu bemalen. Sieht gleich viel besser aus... 

Auch das Nicolaitor sah recht nett aus, auch wenn die vielen Straßenbahnschienen die Fahrt mit dem Rennrad nicht unbedingt einfach machten.

Weiter ging's, am Hauptbahnhof (Mitte des 19. Jhd. eingeweiht) entlang, zum anderen Ende der Stadt. Vielleicht sollte ich die Stadt mal in Ruhe besuchen und die vielen Sehenswürdigkeiten in Ruhe anschauen.

      

Nachdem ich die Stadt verlassen hatte, fuhr ich an Mohnfeldern vorbei und durch kleine, nette Örtchen.

 

In Aspach taten mir dann fast die Augen weg. Wie kann man Häuser nur so streichen. Und dazu noch in verschiedenen Farben so nah zusammen.

      

Aspach selbst konnte ich dann über eine gut ausgebaute, wenig befahrene Straße verlassen. Anfangs war es sogar eine schöne Allee.

So ging es dann immer weiter die L3007 entlang Richtung Gotha.

Dann der erste Blick auf Gotha und sein Schloss Friedenstein mit seinen beiden Türmen.

Nun hieß es nur noch hinab nach Gotha und ab in die Pension am Ostbahnhof. OK, es lag recht weit weg von der Innenstadt und das zugesagte Zimmer war es doch nicht, aber ich konnte mich duschen, Wäsche waschen und die Nacht verbringen. Den Schlüssel musste ich mir in der Spielhalle nebenan holen, das Fahrrad musste heute im Treppenhaus stehen, aber dann konnte ich das Zimmer beziehen. 

Gegen Abend begab ich mich dann auf Futtersuche. War gar nicht so einfach, da es in der Umgebung der Pension kein Restaurant gab. Also musste ich relativ weit in Richtung Stadt laufen. Aber irgendwie war heute ein schlechter Tag, nämlich Montag, an dem fast alle Restaurants und Schnellimbisse geschlossen hatten. So landete ich letztendlich in einem griechischen Lokal, in dem ich mit satt futtern konnte. Und das ein oder andere Bierchen gab's natürlich auch.
Der Rückweg war wieder ziemlich ausgedehnt, den extra gekauften Regenschirm brauchte ich natürlich nicht. Aber wehe, wenn ich ihn nicht dabei gehabt hätte... 

Und so ging der Tag zu Ende, morgen stand eine anstrengende Etappe nach Rosenthal am Rennsteig auf dem Programm.

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