Mit dem Fahrrad durch Deutschland (Nord - Süd)
25.05.2014 - Tag 9: Koblenz - Essenheim (96km, 394Hm)

Da ich gestern recht spät ins Bett gekommen war und heute eh Sonntag war, schlief ich etwas länger und frühstückte ausgiebig. Und so war es nicht weiter verwunderlich, dass ich erst gegen 9 Uhr das Hotel verließ. Und das bei traumhaften Wetter.

     

Ich schaute erst noch einmal am Deutschen Eck vorbei und genoss den Ort. Anschließend loggte ich noch einige Caches und so war es eigentlich klar, dass ich erst so gegen 10 Uhr aus Koblenz fort kam. Die Radwege waren bis zur Lahn-Mündung wieder grenzwertig, ich wurde ganz schön durchgeschüttelt. Aber das Lenkkopflager hielt, war jetzt ja auch vernünftig gemacht.

    

Es ist einfach schön, den Rhein entlang zu fahren. Das obere Mittelrheintal ist einfach toll. Die Radwege bestens ausgebaut, meist direkt am Rhein. Leider auch direkt an der Bundesstraße entlang. Hat der eindrucksvollen Etappe aber keinen Abbruch getan. Immer wieder kamen Burgen, die hoch über dem Rhein lagen, in Sicht. Und die Schiffe erst, ich könnte ihnen stundenlang zusehen, wie sie gegen den Strom stampfen. Hat irgendwas romantisches an sich.

 

Kurz vor Boppard erwischte es mich dann. Erst fühlte sich das Hinterrad in der Kurve komisch an. Ich hoffte zuerst, dass das "nur" das Ventil sei, welches etwas Luft abgelassen hat und pumpte den Reifen wieder auf. Aber kurze Zeit später war klar, ich muss den Schlauch reparieren oder austauschen. Nach der Demontage des Rades schaute ich im Bereich des kleinen Stahlstiftes, der schon seit einigen Tagen in der Flanke des Hinterreifens steckte. Nachdem ich den Reifen von der Felge abgezogen hatte, sah ich die Bescherung: Der Stahlstift ging unter dem Mantel noch ca. 1,5cm weiter und hatte zwischen Mantel und Schlauch gelegen. Naja, irgendwann hat der Schlauch dann aufgegeben. Der Schlauch war schnell geflickt und der Stahlstift aus dem Mantel gezogen. Alles wieder zusammen gebaut und mit der kleinen Handpumpe wie wild gepumpt. Während ich so pumpte, hielt ein Radler mit voll bepacktem Fahrrad und fragte, ob er mir helfen könne. Es stellte sich heraus, dass der Holländer seit 2 Wochen unterwegs war und rund um die Welt fahren wollte. Sein erstes Ziel war über die Türkei nach China. Er rechnete mit ca. 2 Jahren, die er unterwegs sein würde. Dafür hatte er alles zuhause verkauft (Haus, Auto etc.) um genügend Geld zu haben für seine Tour. Respekt und Hut ab! Er fuhr weiter und ich pumpte und pumpte. Für die heutige Etappe sollte es reichen und morgen konnte ich ja dann in einem Fahrradladen wieder auf Normaldruck (immerhin 8 bar) mit einer Fußpumpe aufpumpen,

In St. Goar machte ich eine Pause und genoss den Rhein und die Schiffe auf ihm. 

 

Bald ging es weiter den Rhein entlang. An der Loreley stoppt ich und lauschte, ob ich den sagenumwobenen Gesang hörte. Aber nichts, war ja eigentlich auch klar, ich war ja nicht mit dem Schiff unterwegs. War aber eigentlich auch egal, weil der Ort hat schon etwas magisches an sich. Und wieder die Schiffe, die gegen den Strom ankämpfen.

Ich fuhr dann weiter den Rhein entlang in Richtung Bingen, stets auf herrlichen Radwegen. Ab Bingen allerdings sollte sich das Blatt wenden. Der Radweg nach Ingelheim führte durch ein Naturschutzgebiet und durfte, wie ich erst später erfahren habe, nicht geteert werden. Hätte ich das vorher gewusst, wäre ich auf die Straße ausgewichen. Aber so hoffte ich stets, dass der Weg nach der nächsten Biegung wieder geteert sein würde. Und so fuhr ich einige Kilometer auf Wegen, die eigentlich so gar nicht zum Rennrad passen. Irgendwann war ich dann auf diesem Weg nach Bingen gekommen. Als ich den Biergarten direkt am Rhein sah, war klar, dass ich hier eine Pause einlegen würde und mich auf die Suche nach einem Hotel machen würde. Ich ging zum Tresen und bestellte einen Russen. Die Dame hinter dem Zapfhahn schaute mich verständnislos an. Irgendwann war klar, dass es hier Weizenbierradler heißt. Naja, Hauptsache ich bekam was ich wollte. Während ich so die Stimmung und die Russenhalbe genoss, versuchte ich ein Bett in einem Hotel in Nieder-Olm zu bekommen. Na super, die haben ja richtig saftige Preise hier, so teuer war's noch nirgends. Nach einiger Suche fand ich dann schließlich ein bezahlbares Zimmer in einem Hotel in Essenbach. Nachdem ich noch ein Eis verdrückt hatte, ging es in Richtung Hotel. War ja nicht mehr allzu weit. Allerdings lag Essenheim auf einem Hügel, was für mich bedeutete, dass vor dem Ziel noch ein Aufstieg von ca. 120m lag.

   

Im Hotel "Domherrenhof" angekommen, musste erst mal wieder das Fahrrad versorgt werden, bevor ich mich in die Sonne setzte und mein Feierabendbierchen genoss. Die Terrasse war genau vor dem Wahllokal des keinen Ortes, in dem die wenigen Einwohner zur Kommunalwahl gingen. Das Zimmer war im Stil der 1950-er oder 1960-er Jahre eingerichtet, der Fernseher stand oben auf dem Schrank, damit die Kinder nicht hinkommen. War total nett in dem Hotel. Die Wirtsleute kümmerten sich rührend um mich, so dass ich zum Abendessen gleich am Stammtisch Platz nehmen durfte. Und so redeten wir eine ganze Zeit miteinander über dies und jenes, bis es Zeit für mich wurde, ins Bett zu gehen.

Einzeletappen