Mit dem Fahrrad auf dem Jakobsweg
23.06.2013 - Tag 15: Fisterra - Muxía - Fisterra (78km, 1.730Hm)

Beim Frühstück lernte ich eine junge Schweizerin kennen die, wie sich herausstellte, mit dem gleichen Flugzeug nach Zürich zurück flog wie ich. Und so redeten wir noch eine ganze Weile, bevor ich kurz vor 8 Uhr bei bedecktem Himmel in Richtung Muxía startete. Diesen Trip hatte ich eigentlich gar nicht geplant, aber auf dem Weg der letzten Tage kam mir Muxía als Abschluss doch richtig und wichtig vor. Etwas ungeschickt war, dass heute Sonntag ist und von daher kein Bus zurück nach Fisterra fährt, weswegen ich beide Weg mit dem Fahrrad fahren muss. Auch gut, soll halt so sein.

     

Es war das übliche auf und ab, teils auf keinen Sträßchen, teils auf Feld- und Waldwirtschaftswegen. Bedingt durch den Regen der letzten Tage waren diese letztgenannten Wege teilweise nahezu unpassierbar, entsprechend langsam kam ich voran. Es war wundervoll, mit Blick auf's Meer dahin zu radeln. Und vor lauter dahin radeln habe ich Lires verpasst. Wobei ich dachte, dass Lires eine Stadt oder zumindest ein größeres Dorf sei, war es aber nicht. Es waren nur ein paar Häuser. Als ich es gemerkt hatte, musste ich runde 3km und etliche Höhenmeter zurück. Dort erst einmal Rast gemacht und anschließend wieder den Berg hinauf.

        

Dann kam ich an die bekannte Stelle, bei der ein Bach überquert werden musste. Seit 2012 gibt es hier eine Brücke, die speziell für die Pilger erbaut wurde. Vorher musste man den Bach über Steinquader queren, was wohl etliche Pilger zur Umkehr bewogen hatte. Auf einem der Steinquader sieht man noch die Wegmarkierung, den gelben Pfeil. Anschließend ging es gefühlte Ewigkeiten (ca. 8km) bergauf, bis zum höchsten Punkte der heutigen Etappe, auf 280m. Nach der anschließenden Abfahrt erreichte ich Muxía, das Ende meiner Pilgerreise.

    

Ich fuhr am Meer entlang durch Muxía. Die Kirche liegt ganz am Ende es Ortes.

    

Als ich um die letzte, langgezogene Kurve fuhr und die Kirche erblickte, traute ich meinen Augen kaum. Die Südtirolerin stand vor mir. Was für eine freudige Überraschung. Wir sprachen kurz miteinander und verabschiedeten uns, da uns beiden klar war, es wird das letzte Mal sein, dass wir uns sahen. Ich wollte mir noch die Kirche anschauen (sie war sogar offen), jedoch haben sich die Gläubigen gerade auf einen Gottesdienst vorbereitet, da wollte ich nicht stören. Einen Blick hineingeworfen habe ich trotzdem.

Ich bin dann noch hoch zum Aussichtspunkt und betrachtete die Kirche. An diesem Punkt wurde mit klar, meine Reise ist hier zu Ende. Ich fühlte mich rundum zufrieden und glücklich. Es waren schöne, aber auch anstrengende Tage, ich werde noch lange Zeit an diese Reise denken!

Buen camino!

Aber zuerst musste ich zurück nach Fisterra, wo ein Einzelzimmer in der Herberge auf mich wartete. Ich fuhr den Weg mit einigen Abwandlungen zurück. Bei Castelos begegnete mir eine alte Frau, die mich anhielt und nach dem Weg fragte. Sie war froh, als ich ihr sagte, dass sie auf diesem Wege nach Muxía kommt und nicht zurück auf den Feldweg muss. Als sie weiterging murmelte sie noch "Gott sei uns gnädig". Warum mir diese Begegnung so in Erinnerung blieb, ich weiß es nicht.

Bei einer Abfahrt sah ich im letzten Moment die Schweizerin vom Frühstück wieder. Ich stoppte, kehrte um und wir plauderten. Sie erzählte mir, dass sie Lires verpasst hatte (kenne ich das nicht irgendwo her) und dass sie jetzt weder etwas zu essen, noch zu trinken dabei hat. Ich gab ihr meine 2. Wasserflasche, sowie einen Energie-Riegel. Den wollte sie erst nicht, es kostete eine Diskussion, bis sie den Riegel vertilgte. Aber sie hatte noch 8km Fußmarsch bis Muxía vor sich.

Ich war dann so gegen 16 Uhr wieder in der Herberge zurück. Vor der Herberge stand das Handbike von Pietro, er war also auch an seinem Ziel angekommen. Ich duschte und ging erst einmal mit Christoph, einen Mitpilger, der auch in der Herberge übernachtete, ein Bier trinken. Nach dem Essen gingen wir gemeinsam mit einem anderen Pilger zu Fuß zum Kap Finisterre, um den Sonnenuntergang zu bewundern. Irgendwie verloren wir uns aus den Augen und so saß ich auf einem Stein und betrachtete den Sonnenuntergang. Die anderen beiden saßen, wie ich später erfahren habe, nur wenige Meter entfernt in der Bar bei einem Glas Rotwein. Es war richtig schön dort oben.

Nach dem die Sonne unter gegangen war, ging ich zurück, um noch ein "Gut-Nacht-Bier" in einer Bar zu trinken. Ich war gerade in der Herberge zurück, da klopften zwei Herren an die Tür, die den Code für selbige vergessen hatten. Es waren natürlich die Beiden, die ich vorhin verloren hatte. Wir beschlossen spontan noch auf Glas Wein in die nahegelegene Bar zu gehen. Dort traf ich dann auch Pietro und seine Begleiter wieder. Wir tranken noch ein Gläschen zusammen, anschließend ging's zu später Stunde zurück in die Herberge.

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