Mit dem Fahrrad auf dem Jakobsweg
19.06.2013 - Tag 11: Ferreiros - Rabadiso (63km, 1.200Hm)

Die Hoffnung, dass es über Nacht aufhört zu regnen hat sich nicht erfüllt, leider. Leider werde ich heute dann den Tag in Regenklamotten verbringen dürfen.

    

Die Frau konnte heute Morgen fast nicht mehr auftreten. Sie wird mit dem Taxi zum Arzt fahren, aber ihre Pilgerreise ist hier wohl schon vorbei. Sie waren nicht wirklich lange unterwegs, die beiden. Beim Frühstück habe ich dann noch eine alte Amerikanerin, ich glaube sie war 75 oder 78 Jahre alt, die, wie der alte Mann in Nájera, jeden Tag 10 oder 15km läuft. Sie habe ja Zeit sagte sie, sie hat es nicht eilig. Eigentlich hat sie Recht, warum soll sie sich in ihrem Alter noch beeilen. Ich bin nach dem Frühstück im Regen los. Schade war, dass ich fast nichts von der Landschaft gesehen habe. Kann man aber nichts machen. Wenn hier die Sonne scheint, ist es sicher richtig schön.

    

Schon bald erreichte ich Portomarin. Eigentlich soll das Ortszentrum und die Kirche San Nicolás recht schön sein, aber bei dem Regenwetter hatte ich darauf irgendwie keine Lust. Gerade die Kirche San Nicolás soll interessant sein. Die romanische Wehrkirche war beim Bau des Stausees Stein für Stein abgetragen worden und weiter oben wieder aufgebaut worden. Scheinbar ist die Nummerierung der Steine noch zu sehen. Naja, die Kirche gehört zu den vielen Dingen, die ich nicht oder übersehen habe. Aber das dürfte den meisten so gehen, dass man gerne noch das Ein oder Andere gesehen hätte. Und überhaupt, der Beschilderung folgend, habe ich mein Fahrrad die Treppe hoch getragen. Aber nur um festzustellen, dass der Weg wieder nach links, auf der Straße den Berg herunter führt.

    

Weiter ging's aufwärts in Richtun Ventas de Narón. Die Pilgerströme, die sich jetzt in Richtung Santiago wälzten, waren teilweise schon extrem. Auffallend war, dass viele der Pilger ohne Gepäck unterwegs waren. Lustig war, dass man die Fußpilger, die erst in Sarria gestartet waren, meist daran erkannte, dass sie humpelten. Die Fußpilger, die schon länger unterwegs waren, hatten diese Phase schon hinter sich. Ist aber auch egal, jeder soll den Weg bewältigen, den er machen mag und kann.

    

Später ging es dann durch die Eukalyptuswälder, ein Traum. Es roch intensiv nach Eukalyptus, aber nicht unangenehm, sondern einfach nur ein Traum der Sinne! Unbeschreiblich...
Und man konnte nochmal mit dem Mountainbike richtig durch den galicischen Matsch fahren. Durch den Regen war nicht nur der Eukalyptusgeruch ganz besonders, sondern auch die Wege teilweise richtig matschig. Durchlaufen wollte ich da nicht, aber mit dem Rad macht's richtig Spaß. Die Klamotten sahen zwar entsprechend aus, aber dafür gibt's daheim die Waschmaschine.

    

Überall am Wegesrand wiesen die gelben Pfeile einem den Weg in Richtung Santiago. Und alsbald erreichte ich die öffentliche Herberge in Rabadiso. Am Rande des Bachs saßen 3 Pilger, um ihre Füße zu waschen und zu pflegen, bevor es weiter geht.

    

Nachdem ich geduscht und mein Bett für die Nacht gerichtet hatte, sprach ich noch kurz mit Rosemay, der Amerikanerin im Bett neben mir und ging anschließend auf die Brücke vor der Herberge, um die Stimmung auf mich wirken zu lassen. Dort traf ich einen Mann aus Köln. Er lief den Camino Francés bereits zum dritten Mal. Während wir da standen, kam eine junge Frau mit dem Outdoor-Führer in der Hand auf der Suche nach einer Herberge. Sie kannte den Mann aus Köln schon und so führten wir den Plausch zu dritt weiter. Sie ging dann auch in die öffentlich Herberge und bekam auch ein Bett. Der Kölner und ich gingen in die nahegelegene (und einzige) Bar auf einen Snack. Nach einiger Zeit verabschiedeten wir uns und ich setzte mich unter ein Vordach in der Herberge, um mein Tagebuch zu schreiben. Die junge Frau kam gerade vom Wäsche waschen zurück und wir kamen nochmal ins Gespräch. Nachdem wir einige Zeit geredet hatten, fragte ich, woher sie komme, weil der Dialekt kam mir ziemlich bekannt vor. Wir mussten beide lachen, als rauskam, dass wir gerade einmal 40km voneinander entfernt wohnten. Da muss man so weit reisen, um sich in einer Herberge zu treffen. Wir verabredeten uns zum Abendessen, wobei sie meinte, dass es bei ihr noch etwas dauern würde, weil sie erst die Wäsche fertig machen musste. Da sie das Bett über mir hatte, war das aber auch kein Problem. Zufälle gibt's. Ich redete noch einige Zeit mit Rosemay, sowie ihrem Sohn Tanner und dann gingen wir zu viert in die Bar zum Abendessen. War ein schöner Abend...

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