Mit dem Fahrrad auf dem Jakobsweg
18.06.2013 - Tag 10: O Poio - Ferreiros (62km, 1.100Hm)

Na also, geht doch...die Sonne scheint beim Aufstehen. So soll's sein. OK, nachdem ich aus dem Fenster geschaut habe, sah es nicht ganz so gut aus, aber wesentlich besser als gestern. Solange es nicht regnet...

 

Erstmal das Standardfrühstück genossen: in der Pfanne geröstetes Weißbrot, Marmelade und Kaffee. Mit Adelia noch kurz gesprochen, bevor sie aufgebrochen ist. Ich habe noch gepackt und bin dann auch los. War eine tolle Stimmung hier oben, das Spiel aus Wolken und Sonne, aber immer noch ziemlich kalt.

Schnell hatte ich Adelia eingeholt und, nach einer äußerst amüsanten Abfahrt, auch den Herrn aus Slowenien wieder getroffen. Die neuen Bremsbeläge waren jetzt eingebremst, zumindest stanken sie entsprechend. Hat aber dem kleinen Plausch keinen Abbruch getan. In Triacastela erstmal den direkten Weg nach Sarria eingeschlagen. Als ich dann bei dem Bauernhof vorbei kam, habe ich mich gefragt, warum ich eigentlich nicht den Weg über das Kloster Samos eingeschlagen habe.

     

Kurzentschlossen bin ich umgekehrt und zurück nach Tricastela gefahren. War ja nicht so tragisch. Das Wetter wurde besser und so konnte ich bei schönstem Sonnenschein ein wunderschönes Tal entlang radeln. Einfach traumhaft!

    

Kurz vor Samos stoppte ich kurz, um meine Regenjacke auszuziehen. Dabei traf ich einen Herrn aus Frankfurt, mit dem ich dann den Weg zum Aussichtspunkt auf Kloster Samos zusammen gelaufen bin. Ich fuhr dann schon mal nach Samos vor, wir trafen uns dann aber in einer Bar zum 2. Frühstück. Als ich dort saß und auf den Herrn aus Frankfurt wartete, kam der Slowake des Weges. Er fragte mich, ob ich seinen Freund (der gestern mit in der Herberge war) gesehen habe. Er habe ihn verloren! Ich musste schon nachfragen, wie man seinen Freund auf dem Camino verlieren kann. Er meinte dazu nur, dass er 2 Stunden lang den Atem in seinem Nacken gespürt hat. Und als er sich dann umgedreht hat, sah er in das Gesicht eines Amerikaners, aber nicht in das Gesicht seines Freundes. Da ich ihn nicht gesehen hatte, wollte er in Samos warten, bis sein Freund eintrifft. Ich bin dann auch wieder los, den Herrn aus Frankfurt sollte ich später wiedersehen.

    

Weiter ging's auf einem traumhaften Abschnitt durch Wälder, vorbei an Wiesen und Feldern über Aquíada weiter nach Sarria gefahren. Eigentlich wollte ich in Sarria übernachten, aber als ich die Mengen von Herbergen dort gesehen habe, habe ich mich kurzfristig entschlossen, weiter zu fahren. In Sarria starten nämlich extrem viele Fußpilger, da diese die letzten 100km laufen müssen, um in Santiago die begehrte Compostella zu erhalten.

        

Es ging weiter, wieder einmal bergauf und bergab durch eine wunderschöne Landschaft auf interessanten Wegen. Die Wege mit den großen Steinen stammen angeblich noch aus der Römerzeit. Ob es stimmt oder nur ein Mythos ist, wer weiß...

Und am Wegesrand, kurz nach dem Dörfchen Brea stand dann der magische Stein: noch 100km bis nach Santiago! Da der Stein schon einige Jahre dort steht, stimmt die km-Angabe nicht mehr ganz. Bei der heutigen Streckenführung sollen es noch 106,8km sein. Ist aber auch egal, es geht ja um die Reise an sich, da kommt es ja nicht auf den ein oder anderen Kilometer an.

     

In Ferreiros versuchte ich es erst in der öffentlichen galicischen Herberge, die war aber voll und so habe ich es in der privaten Herberge versucht. Glück gehabt, eines der letzten Betten bekommen. Die Herberge war erst im Jahr zuvor eröffnet worden. Alles nagelneu, sogar eine Steckdose am Bett. Und ein Aufenthaltsraum mit super Aussicht (wenn es das Wetter zulässt). Abendessen und Frühstück gab's im nahegelegenen Restaurant.
Beim Wäsche aufhängen traf ich ein Paar aus Deutschland. Die Frau konnte auf Grund von Knieproblemen kaum laufen, das sah nicht gut aus. Wir hatten einen schönen Abend im Restaurant bei gutem Essen und gutem Wein. Blöd war nur, dass es im Laufe des Abends zu regnen angefangen hatte und so die Wäsche auf dem Wäscheständer wieder nass wurde. Es gab im Haus aber genug Platz, so dass die Hoffnung bestand, dass am nächsten Morgen alles trocken war.

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