Mit dem Fahrrad auf dem Jakobsweg
17.06.2013 - Tag 9: Villafranca del Bierzo - O Poio (44km, 1.210Hm)

Hätte ich nach dem Aufstehen besser nicht aus dem Fenster geschaut. Es war kalt und regnete. Und heute ging's hoch in die Berge über 3 Pässe. Aber hilft ja nichts, einen Tag hier möchte ich eigentlich nicht verbringen.
Also alles zusammen gepackt, die Regenklamotten angezogen und erst mal in den Ort gefahren, um ordentlich zu frühstücken.

 

Zuerst ging es auf einer wenig befahrenen Landstraße entlang, bei der die Fußgänger hinter einer Betonabgrenzung liefen. Das ist genau die Stelle, die früher auf Grund des Verkehrs und der schmalen Straße zu gefährlich war. Heute ist der Fußweg abgegrenzt und der Verkehr fließt auf der neu erbauten Ausweichstrecke. Also alles gut...

    

Kurz nach diesem "Fußweg" ging der Anstieg zum "O Cebreiro" los. Auf runden 17km geht es hier ca. 700m nach oben. Und es war nach wie vor kalt und ungemütlich. Und am Himmel braute sich auch wieder was zusammen. Das kann ja heiter werden. So krabbelte ich Höhenmeter um Höhenmeter nach oben. Zum Glück hatte es irgendwann aufgehört zu regnen, so dass ich die Regenklamotten ausziehen konnte. Ist deutlich angenehmer, auch wenn es nach wie vor mit runden 9°C deutlich zu kalt ist. 

   

Die 3 Pässe waren offen, zeigt das Schild, bei den Temperaturen habe ich schon daran gezweifelt. Der 3-Pässe-Fahrt konnte also nichts mehr entgegen stehen. Nach einer Kurve traute ich meinen Augen nicht. Da waren sie wieder, die 3 Wiener. Ein kurzer Plausch und dann ging's weiter. Mal haben sie mich überholt, mal bin ich vorbei gefahren. Auf dem Weg war auch ein Ehepaar aus Holland, welches sich ebenfalls langsam den Berg herauf mühte. Vom Wiener kamen immer wieder die Ansagen, dass es nicht wärmer geworden ist und dass die Steigung unverändert ist. Wer hätte das gedacht? Hauptsache es regnet nicht, manchmal zeigte sich sogar die Sonne ein bisschen.

    

Das Navi am Lenker zeigte an, dass der erste Pass "O Cebreiro" nun ziemlich nahe zu sein schein. Wir waren nun auf rund 1.300m angekommen und es wurde immer kälter. Blöderweise hatte ich keine Arm- oder Beinlinge dabei, nur eine 3/4-Radlerhose. Aber die war im Rucksack.

Dann war ich endlich oben. An der Kirche haben sie gerade eine Szene für einen Film gedreht. Ansonsten waren nur noch zwei Gasthäuser gegenüber der Kirche, das war's eigentlich schon. In einem der Gasthäuser habe ich mich aufgewärmt und etwas gegessen. Und die längere Radlerhose angezogen, damit wenigstens die Knie wärmer wurden.

    

Nachdem ich mich aufgewärmt hatte, ging's in lockerem auf und ab erst auf den San Roque, dann weiter zum O Poio. Nette Verkehrszeichen haben sie hier ober schon. Kurz vor der Ankunft auf dem O Poio begann es zu regnen. Erst kamen nur ein paar Tropfen, dann begann es schlagartig aus allen Kübeln zu schütten. Ich legt auf den letzten paar hundert Metern vor der Herberge auf dem O Poio einen Zahn zu und schlitterte, noch halbwegs trocken, unter die Markise der Herberge (Alberque del Puerto). Aus, Schluss, Ende, dass reicht für heute. Es ist zwar erst 13 Uhr, aber genug ist genug. Bei dem Wetter und der Kälte eine 13km Abfahrt? Nein Danke. Sie hatten noch ein Bett für mich und ich war zufrieden.

    

Nach dem Duschen habe ich erst einmal etwas getrunken und mich dann um mein Fahrrad gekümmert. Die Schaltung wurde immer schlechter, es waren etliche Gänge gar nicht mehr fahrbar. Vor Ort gab es auch keine Möglichkeit es zu reparieren und auf die spanischen Werkstätten ist scheinbar auch kein Verlass. So telefonierte ich also mit meinem Händler, aber er hatte auch keine anderen Maßnahmen im Köcher, die ich nicht auch schon probiert hatte. Die hintern Bremsbeläge waren runter, so dass ich diese gleich mit gewechselt habe. Wird ein Spaß, sie morgen auf der Passabfahrt einzubremsen.
Nach getaner Arbeit bin ich dann zurück in die Gaststube, raus konnte man nicht, da es immer noch in Strömen regnete. Dort traf ich Adelia aus Devon, die zu Fuß auf dem Weg unterwegs war. Es kamen immer wieder nasse Gesellen zur Tür herein, um sich aufzuwärmen und anschließend wieder weiter zu ziehen. So kam auch ein Herr aus Slowenien mit seinem Freund in den Gastraum, um sich mit jeweils zwei Grappa aufzuwärmen. Wir sprachen eine Zeitlang und so kamen wir darauf, dass er öfter in Freiburg, meiner Heimatstadt, war, um an einem Tiermedizinerkongress teilzunehmen. Die beiden gingen dann weiter, ich sollte aber zumindest ihn wiedersehen. Es gesellten sich noch zwei Holländerinnen zu Adelia und mir an den Tisch. Sie hatten ihr Auto vor der Herberge abgestellt gehabt und sind dann nach Santiago und zurück zur Herberge gelaufen. Es war jedenfalls ein schöner Nachmittag/Abend, auch wenn sich die Franzosen und Spanier demonstrativ an einen anderen Tisch gesetzt hatten und wir vier für uns allein waren.

So sah die Herberge von außen am nächsten Morgen aus. Tags zuvor konnte ich einfach kein Foto machen.

Einzeletappen