Mit dem Fahrrad von Helsinki nach Oslo
17.06.2024 - Tag 3: Salo - Turku (68 km, 490 Hm)

Heute stand die kürzeste Etappe der Tour auf dem Programm. Ich musste nur nach Turku, damit die Fähre mich über Nacht nach Stockholm bringen konnte.
Und so schlief ich heute etwas länger und ließ den Tag ganz ruhig angehen. Da es im Hotel kein Frühstück gab, suchte ich den Kaffeeladen im Einkaufszentrum schräg gegenüber auf und genoss den Kaffee und die Semmeln. Ich hatte sogar die Zeit den letzten Regen für heute (zumindest lt. Wetter-App) abzuwarten.
So startete ich erst gegen 10:00 Uhr auf meine letzte Etappe in Finnland. 

 

Das Hotel lag günstig, so dass ich die Stadt schnell hinter mir lassen konnte. Hinter Haikko fing dann die Landschaft an, die Häuser hatte ich hinter mit gelassen. 

Die Fahrradwege wurden schlechter bzw. hören dann bald ganz auf. Da auf der Straße jedoch wenig Verkehr herrschte, war aber alles gut. 

     

Auf eben diesem kleinen Sträßchen ging es bei bestem Radlwetter durch die Landschaft. Vorbei an Wiesen und einfallenden Hütten. Fast so wie daheim, aber halt einige tausend Kilometerzwei Flugstunden weiter in Norden.

Die wenigen Häuser oder Gehöfte, waren liebevoll hergerichtet. Bei einem diese Gehöfte war sogar der Briefkasten in dem hier oben typischen Baustil designed.

Ein Radweg ist zwar schön, aber leider war nicht jeder mit dem Rennrad befahrbar. Schotter und Schlaglöcher sind wirklich nichts für Rennräder, also musste ich auf der Straße bleiben.

Kurz nach Hajala war ein toll gestalteter Rastplatz mir Bushaltestelle eingerichtet. War sogar ein Gästebuch ausgelegen. Mit Blick auf den Himmel und die ersten Tropfen verkniff ich es mir, hier mehr Zeit zu verlieren, als unbedingt notwendig. Ich hoffe, dass der Regen vorbeiziehen würde und so entschied ich mich, mich hier nicht unterzustellen, sondern weiter zu fahren.

Am Ortseingang von Paimio begann es dann deutlicher zu tröpfeln. Die Tropfen wurden immer größer und mehr. Ich beschleunigte also, um irgendwo ein sicheres und trockenes Plätzchen zu finden. Optimal wäre jetzt ein Café gewesen, aber es war nichts in Sicht. Und je länger ich fuhr, desto nasser wurde es.
Dann tauchte völlig unvermittelt das Iivari Cafe & Bistro auf. Auf den letzten Drücker fuhr ich mit meinem Rad ran und stellte selbiges auf die nun menschenleere Terrasse. Die Bedienung, die gerade hektisch die Markisen einrollte, hatte auch nichts dagegen und so kam ich gerade noch rechtzeitig ins Trockene. 
Draußen öffnete Petrus die Schleusen und es schüttete aus Kübeln. Das wäre ein Spaß gewesen, wenn ich das irgendwo auf der freien Pläne unterwegs gewesen wäre. Aber so war alles gut. 

Nach gut einer Stunde schien sich das Wetter zu beruhigen und ich beschloss weiter zu fahren. auf der rechten Seite stand die St. Michael Kirche mit dem Friedhof. Aber irgendwie war es nur von kurzer Dauer, dass der Regen nachließ. Und so strandete ich bereits wenige Meter weiter bei einem kleinen Geschäftshaus unter dem Vordach. Nach ca. 15 Minuten des Wartens und unter ständiger Beobachtung des Regenradars entschied ich mich dann doch, in Regenklamotten die Fahrt fortzusetzen.

Und so fuhr ich auf dem Radweg im Regen in Richtung Turku weiter.
War ja klar wie Klopsbrühe: Wenn man die Regenklamotten anzieht, hört es bald auf zu regnen. So auch an diesem Tag. Und so konnte ich die Regensachen bald wieder ausziehen und in normaler Fahrradkleidung weiterradeln. Auch wenn es ab und an mal ein paar Tropfen regnete, Regensachen waren wirklich nicht mehr nötig.
Aber was war das? Erst dachte ich, dass es graupelt. Aber nein, es war ein Schwarm Insekten, die da gegen mich prasselten. Kleine grüne Insekten mit Flügeln dran. Was immer das war, alle paar Meter so ein Schwarm. So ging es runde 2 km weit, bevor der Spuk genauso schnell endete, wie er begonnen hatte.

Jetzt ging es einfach immer der Nase nach in Richtung Turku. 

Am Ortseingang von Turku stand dann eine Anzeige, die die Anzahl der Fahrradfahrer, die diesen Punkt passiert hatten, anzeigte. Leider sind durch die LED-Technik nicht alle Anzeigen auf dem Bild sichtbar.

Etwas weiter in der Stadt war dann ein Verkehrsübungsplatz für Kinder. Der Platz war richtig schön zurechtgemacht, incl. eines kleinen Dorfes. Irgendwie schöner, wie vergleichbare Plätze in Deutschland.

Ich hatte zwar davon gehört, aber gesehen hatte ich so ein "Starship" noch nicht. Der kleine Freund fährt autonom auf dem Gehweg und liefert weiß der Geier was. Der kleine Freund hat sogar angehalten, als ich für das Foto in seiner Fahrstrecke stand. Ich war stolz auf den Kleinen, dass er mich nicht einfach über den Haufen gefahren hat.

Gegen 13 Uhr erreichte ich dann das Zentrum von Turku mit dem Dom. 

Erstmal fuhr ich aber in Richtung des Fährterminals, damit ich wusste wo ich nachher hin musste, um die benötigte Zeit besser abschätzen zu können. Auf dem Weg dorthin konnte ich auch noch das Kunstwerk einer überdimensionalen Blume bewundern. Sa schön aus, der Uferbereich um den Fluss Aurajoki.

Und dann stand ich vor dem Fährterminal in Turku. Ich musste mit dem Fahrrad zwar den Eingang für die Autos nehmen, aber der war nicht weit weg.
Nur wohin mit dem Fahrrad. Ich fragte nach und mir wurde empfohlen die Stellplätze bei der Bibliotheksbrücke zu nehmen. Naja, ich wusste auch nicht so recht, aber die Dame versicherte mir glaubhaft, dass es dort sicher sein. Ich also hin und meine Habseligkeiten vom Fahrrad in den Beutel gepackt und mich mit Rucksack und Beutel, aber ohne Fahrrad auf Stadtbesichtigung gemacht.

     

Am Ufer des Aurajoki standen sich zwei Hafenkrane gegenüber. ein alter und ein moderner Kran. Interessant, den technischen Fortschritt so nah beisammen zu sehen.

Vom Marktplatz aus konnte ich ein Gebäude sehen, das sich als die "Orthodoxe Kirche der Hl. Alexandra" herausstellte.

Jetzt waren immer wieder Donner zu hören und es lag der Duft des nahenden Regens in der Luft. Ein Blick zum Himmel verheiß nichts Gutes. Und es kam, wie es kommen musste, ich schaffte es natürlich nicht ins Trockene. Auf gut Deutsch, ich wurde seichnass...

Nass bis auf die Knochen erreichte ich die Pizzeria "Via Tribunali", die mir ein trockenes, warmes Plätzchen bot und mich auch in nassem Zustand aufnahm (ich war da nicht der Einzige heute).

Die Pizza war zwar teuer, hat aber geschmeckt und ich konnte trocknen. Zwischenzeitlich hatte der Regen aufgehört und ich konnte mich gestärkt auf den Weg in Richtung Fahre machen.

Am Fährhafen angekommen (natürlich viel zu früh), konnte ich der Linie 5 folgen und am Ende unter dem Dach warten. Da standen noch 3 Motorräder und ein anderer Fahrradfahrer. Sitzplätze gab es leider keine. Der andere Radler hatte am nächsten Tag einen Geschäftstermin in Schweden und musste dort dann noch 50 km zum Kunden fahren. Kurz vor Abfahrt kam noch ein weiterer Radler, der ebenfalls zu einem Meeting nach Stockholm unterwegs war.
Als die Fähre kam, wurde diese schnell entladen und wir konnten über eine Rampe in das obere Verladedeck fahren. Die Räder noch schnell mit Spannguten gesichert und dann habe ich mich in Richtung Kabine durchgeschlagen. 

Dort angekommen musste ich noch warten, da die Reinigung noch nicht abgeschlossen war. Es dauerte nicht lange, da konnte ich mein Luxusappartement beziehen. Die kostengünstige Kabine, die ich bekommen konnte. Mit hochgeklapptem Bett konnte man sogar noch neben dem "Sofa" stehen. Zum Bett ausgeklappt wurde es schon schwierig. Aber zum Schlafen sollte es reichen, ansonsten hatte ich eh nicht vor, mich groß dort aufzuhalten. Kurz geduscht, Wäsche gewaschen und hoch auf Deck. Leider hatte ich das Ablegen verpasst, hatte wohl zu lange im Bad gebraucht.

     

Der Ausblick von Deck war phänomenal. Der schmale Fahrweg zwischen den Inseln hindurch und immer wieder Häuser mit Anlegestellen und, ganz wichtig, einem Fahnenmast daneben.

Weiter draußen gab es dann kleine Inseln, mit nur einem Haus drauf. Herrlich, keine Nachbarn, einfach nur Ruhe und Entspannung.

Dann begann die Sonne langsam unterzugehen, es war ja immerhin auch schon 22:30 Uhr und gab ein wahnsinniges Farbenspiel vor traumhafter Kulisse preis.

Jetzt war es dann Zeit ins Bett zu gehen, ich wollte ja morgen früh raus, damit ich noch was von den Schären sehen kann.

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