Mit dem Fahrrad von Helsinki nach Oslo
21.06.2024 - Tag 7: Ängelsberg - Grangärde (84 km, 724 Hm)
Der Tag begann mit einer grandiosen Aussicht, also mit der gleichen Aussicht, wie der Tag gestern geendet hatte. Nur jetzt lag der See in der Morgensonne vor mir.

Nachdem ich gestern völlig überraschend ein Frühstück buchen konnte, genoss ich ein einfaches, aber völlig ausreichendes Frühstück. In jedem Fall besser, als etliche Kilometer nach Fagersta radeln zu müssen, bevor man was zwischen die Kiemen bekommt.
Als ich alles gepackt hatte und starten konnte, schob ich mein Fahrrad zur Straße runter. Es war heute relativ spät (so gegen 9:15 Uhr), aber heute hatte ich andere Pläne. Ich musste bis mittags nur nach Ludvika kommen, dort fand ein Midsommar-Fest statt, das ich besuchen wollte.

Erst ging es ein Stück des Weges zurück, den ich gestern gekommen war.
Nach kurzer Fahre nahm ich die Abzweigung links nach Fagersta. Unmittelbar nachdem ich abgebogen bin sah ich die "Engelsbergs Bruk". Nein, das war kein Brücke, sondern ein altes Hüttenwerk, welches im 18. und 19. Jahrhundert zu den modernsten Hüttenwerken Europas gehörte. Gegründet 1691, hat es sich in den folgenden Jahrzehnten zum wichtigsten Eisproduzenten Schwedens entwickelt. 1919 wurde die Hütte dann endgültig geschlossen, da sie den zunehmenden Wettbewerb ausländischer Eisenproduzenten geschlagen geben musste. Seit 1993 gehört die Eisenhütten mit ihren immer noch funktionierenden Maschinen zum UNESCO-Welterbe. Faszinierend, was man auf so einer Reise alles sieht und erfährt...

Weiter ging es auf einer Straße, die in dieser Routenführung schon seit 1885 existierte.

Der Straße durch die schöne Landschaft folgend und später dann auch wieder mal traumhaft an einem See vorbei. War das schön hier, auch, weil hier verkehrstechnisch eigentlich nichts los war. Man konnte so richtig genießen.

Nachdem ich Fagersta (hier steht die älteste noch erhaltene Erdölraffinerie der Welt - heute ein Museum) verlassen hatte, traute ich meinen Augen nicht. Da stand doch tatsächlich ein Absperrung mitten auf der Straße. Aber ich hatte Glück, es gab ein Tor. Hier war grassierte wohl eine Tierseuche und mit dem Zaun verhinderten Sie einen Windwechsel.

Und so ging es weiter, immer mehr oder weniger am "Södra Barken" entlang bis Söderbärke.

Von der Brücke aus boten sich ein traumhafter Ausblick auf den See und die Hütten am Ufer.

Es wurde Zeit für ein zweites Frühstück und so nahm ich in einem Café am Ufer Platz. DAs erste Mal, dass ich in Schweden Bargeld brauchte, da im Café nur Swish oder Bargeld akzeptierten. Nunja, da ich kein schwedisches Konto haben und daher kein Swish nutzen konnte, blieben nur die Scheine.

Wieder frisch gestärkt fuhr ich weiter und bog dann, entgegen der Empfehlung des Navis, von der Hauptstraße ab und folgte dem kleinen Sträßchen direkt am See entlang. Auch wenn ich dafür gegen Ende etwas über Schotter fahren musste. Aber das war es wert...

Wieder zurück auf der Hauptstraße ging es am See weiter bis Smedjebacken. Wobei Hauptstraße wäre vielleicht etwas zu viel gesagt. Es war eine gut ausgebaute Straße mit wenig Verkehr. Heute sowieso, da sich das ganze Land auf den Midsommar-Abend vorbereitete.

Nach Smedjebacken ging es dann über eine alte Brücke auf einer Nebenstraße in Richtung Ludvika, meinem ersten Etappenziel für heute.

Am Straßenrand stand ein alter, aber noch ganz passabel ausschauender alter LWK rum. Sah man hier oben im Norden immer wieder.

Und so erreichte ich das Museum "Gammelgard" in Ludvika um 13:00 Uhr. Hier sollte als die Majstång aufgestellt werden.
Ich hatte ja Bedenken, dass ich mit meinem Rucksack überhaupt auf das Festivalgelände kommen würde. Also fragte ich am Eingang nach, ob diese möglich sein. Die Beiden schauten sich verständnislos an und antworteten nur mit einem "Na klar, warum denn nicht." Ich ging also einen Schritt weiter und fragte nach, ob ich meinen Rucksack und mein Fahrrad hier irgendwo lassen konnte. Auch das war kein Problem. Ich konnte mein Fahrrad auf dem Gelände abstellen (alle anderen mussten es auf dem Parkplatz davor abstellen), meinen Rucksack konnte ich in einem Zelt abstellen, in dem Getränke, Eis und Hot-Dogs verkauft wurde.
Nachdem alles verstaut war, schlenderte ich so über das Festgelände. Dabei erfuhr ich so einiges über das Miodsommarfest und speziell über das Fest hier in Ludvika.
Als ich so die zunehmende Menschenmenge betrachtete, stand Kai neben mir. Der Mann, der mir vorhin da das rote Zelt gezeigt hat, in dem ich meinen Rucksack lagern konnte. Er fragte mich zu meine Fahrradtour und war etwas überrascht, dass jemand in Schwede eine solche Tour fährt. Gleichzeit erzählte er mir auch über das Fest und die Organisation. War ganz interessant es mal von der Seite zu hören.

Um 15:00 Uhr begann dann endlich das Aufstellen der Majstång.

ein viertel Stunde später war es dann geschafft, die Majstång stand.

Nun konnten die Tänze beginnen. Die Kinder (und mit ihnen ihre Mütter) begannen zur Musik um die Majstång zu tanzen. Das Highlight war der Froschtanz (Små grodorna), welcher eng mit dem Tanz um die Majstång verknüpft ist.
Um 16:00 Uhr war auch schon wieder alles vorbei und ich konnte meine heutige Etappe fortsetzen. In meiner Planung hatte ich leider nicht berücksichtigt, dass heute die Geschäfte und die Restaurants früher schlossen, heute Abend alle feiern wollten. Also musste ich noch kurz in einem Supermarkt mein Abendessen und mein Frühstück kaufen und, in einem zusätzlichen Beutel verpackt, außen an meinem Rucksack zur heutigen Unterkunft transportieren.

Und so fuhr ich am See Väsman entlang, mal näher am See, mal etwas weiter entfernt.

Gegen 17:30 Uhr erreichte ich dann endlich Grangärde, mein heutiges Ziel.

Meine Unterkunft, die Villa Sjöhästen, war nicht zu verfehlen (so groß war der Ort nicht), der Supermarkt gegenüber war seit ein er halben Stunde geschlossen und es war weit und breit niemand zu sehen. Hier hing nicht mal ein toter Fuchs überm Zaun.

Naja, Villa ist vielleicht übertrieben, aber mein Fahrrad hatte heute sein eigenes Zimmer, ein Gartenhaus ganz für sich alleine.
Nach dem Duschen stand heute kochen auf dem Programm. Erst einmal Geschirr waschen (halt nur das nötigste) und dann Spaghetti mit Pesto aus dem Glas. Geht schnell, braucht wenig Geschirr und ist nahrhaft.
Dann war auch schon bald Zeit zum Schlafen. Morgen sollte die vermeintlich schwerste Etappe nach Hagfors anstehen.










