Mit dem Fahrrad von Rom nach Palermo
25.03.2018 - Tag 9: Capo d'Orlando - Trabia (120km, 854Hm)

Frühstück gab es heute erst ab 8 Uhr, ich konnte mir heute also etwas Zeit lassen. 

Ein Blick aus dem Fenster zeigte mit das vertraute Bild. Die Straße war nass, es hatte also gerade erst geregnet. Da es im Moment aber nicht regnete, schöpfte ich Hoffnung und ging erst mal zum Frühstück.

Als ich vom Frühstück zurück gekommen war und mich entscheiden musste, was ich anziehe, hatte es zu regnen aufgehört. Ich genoss erst einmal die Aussicht aus dem Fenster. Da meine Regenhose bei meinem Kontakt mir der Leitplanke doch ziemlich beschädigt wurde (es war ein ca. 15-20 cm langer Riss drin), beschloss ich, ohne Regenklamotten los zu fahren und mir die Sachen für Heavy-Wet-Bedingungen aufzuheben.

Nach einem kurzen Schlenker bog ich auf die SS113 in Richtung Palermo. Da heute Sonntag war, war auf den Straßen und in den Orten, durch die fuhr, kaum etwas los.

Ab und an kam ich auch mal an einer schönen Kirche vorbei. Und da heute Palmsonntag war, waren machen auch geschmückt.

Bei einer geschlossenen Tankstelle bei Marina di Caronia war dann auf einmal die Straße gesperrt. Super, hier fand gerade ein Radrennen statt. Zum Glück sind die Italiener relativ entspannt in solchen Situationen. Die Polizei ließ die Autofahrer mit entsprechenden Hinweisen durch, für mich als Radler gab es gar keine Probleme. Mit einem netten Lächeln und einem Kopfnicken wurde ich durchgelassen. Und so ging es den Berg hinauf in Richtung Santo Stefano di Camastra.

 

Kurz vor erreichen des Örtchens gab es einen interessanten Blick auf das Meer und dort liegende kleine Boote.

Im Ort selbst war dann das Ziel des Radrennens aufgebaut. Auch wenn ich mit dem Rad unterwegs war, durfte ich nicht durchs Ziel fahren und musste eine Umleitung über die kleinen Sträßchen mit Kopfsteinpflaster in Kauf nehmen.

Weiter ging es der SS113 entlang, bis bei Villa Margi das "Monument to a Dead Poet" von Antonello Incagnone am Strand auftauchte.

       

Immer weiter der SS113 entlang, mal mehr am Meer, mal wieder etwas davon weg. Irgendwann musste ich mal wieder etwas Essen, aber alle Bars hatten geschlossen. Selbst die Bars an den Tankstellen waren zu. Sonntag halt...

Bei Castel di Tusa fand ich eine geöffnete Pizzeria. Auf Pizza hatte ich zwar keine Lust, aber eine Cola und einen Schokoriegel  hatten sie. Genug für den Moment und die Zeit bis zur nächsten geöffneten Bar. Kurz danach musste ich doch wieder die Regenklamotten anziehen. Wäre ja auch zu schön gewesen...

      

In Castel di Tusa bin ich dann an einer besonders bemalten APE vorbei gekommen. Nicht schön, aber selten. Dabei war das Örtchen eigentlich recht schön.

Kurz vor Cefalù hatte ich erst eine wunderschöne Aussicht, einfach traumhaft. Auch wenn das Wetter wieder einmal nicht optimal war.

Unmittelbar danach erwischte mich der Pannenteufel. Bergab bremste ich, als ich plötzlich ein schabendes Geräusch von Metall auf Metall hörte. Die vorderen Bremsbeläge hatten aufgegeben. Der Gummi war soweit runter, dass die Messinghülsen im Inneren der Bremsschuhe auf der Felge rieben. Was für ein Spaß, als ich kurz danach an einer geeigneten Stelle die Bremsschuhe wechseln wollte. 

Abgesehen davon, dass es regnete, ließen sich die Schrauben mit dem Werkzeugset, welches ich dabei hatte, nicht aufschrauben. Der Kreuzschlitz-Schraubendreher fasste nicht richtig. Zum Glück hatte ich noch ein Taschenmesser dabei, so dass ich die widerspenstigen Schrauben doch noch auf bekam. Also neue Bremsschuhe drauf, aber die Schrauben in der Packung konnte ich weder mit der Werkzeugset, noch mit dem Taschenmesser montieren. Also die alten vernudelten Schrauben wieder rein. Hauptsache wieder brauchbare Bremsen...

Nach einer teilweise sehr steilen Abfahrt auf nassen Straßen erreichte ich wieder Meereshöhe und sah einen Laden, bei dem ein kleiner Vorsprung wenigstens Schutz vor dem Regen versprach. Also schnell die Bremsschuhe am Hinterrad gewechselt (ich wusste jetzt ja, welches Werkzeug ich brauchte). Die Hände konnte ich mir auch hier (wie bereits zuvor) in einer Pfütze waschen. Zumindest hatte es in der Zwischenzeit aufgehört zu regnen. Jetzt sollte zumindest mit den Bremsen wieder alles passen.

Vor Termini Imerese wollte ich dann durch ein Industriegebiet am Meer fahren, da mir diese Strecke einige Höhenmeter sparten. Die SS113 geht in diesem Bereich in die Berge und wieder hinunter zum Meer. Leider war nach ca. 1 km die Straße gesperrt, es gab nicht einmal mit dem Fahrrad einen Weg durch die Baustelle. Mir blieb leider nichts anderes übrig, als zurück auf die SS113 und den Berg hoch zu fahren. 

Kurz nach der Hälfte es Umweges, es ging noch immer bergauf, sah ich schon von Weitem einen Hund kläffend einen Feldweg entlang laufen. Der Köter rannte doch wirklich gute 250 m, um zum gleichen Zeitpunkt wie ich die Kreuzung des Feldweges  mit der Straße zu erreichen. Er rannte kläffend hinter mit her. Ich hatte jetzt aber keine Lust zu prüfen, ob der Hund "nur spielen" wollte oder aggressiv war. Die guten Tipps der Hundeflüsterer, langsam abbremsen, das Fahrrad zwischen sich und den Hund stellen und ruhig bleiben bis der Besitzer kommt, waren mit hier nicht wirklich hilfreich, da kein Besitzer weit und breit zu sehen war und ich kein Lust hatte, meine Wade zwischen den Zahnreihen in einem Hundekiefer wiederzufinden. Aber was tun? In diesem Moment kam ein großer SUV die Straße heruntergefahren. Ich glaube der Hund war links hinter mit. Ich fuhr auf die Gegenfahrbahn auf das Auto zu. Er tat das, was ich erhofft hatte, der Fahrer hupte wie wild. Hätte ich auch gemacht, wenn mit ein Fahrrad auf meiner Fahrspur entgegen kommen würde. Im letzten Moment zog ich nach rechts, lieber ein Hundebiss, als eine Kollision mit so einem SUV. Ich hatte Glück, der Hund ließ von mir ab. Ich strampelte den Berg hoch, so schnell ich konnte. Ich glaube ich bin noch nie so schnell einen Berg hoch gefahren wie in diesem Moment. Auch die Kondition, die ich in diesem Moment an den Tag legte, war beeindruckend. Ich drehte mich nochmal um und sah den Hund auf einer Böschung stehen und in meine Richtung schauend. Weiterstrampeln hieß also die Devise. Bis ich oben war...

Dann ging es wieder runter in Richtung Meer und Termini Imerese. Im Ort selbst ging es steil den Berg hinauf. Ob die Routenberechnung immer so optimal war? Oben fand ich dann eine Bar, die offen hatte, so dass ich mich für die letzten Kilometer noch stärken konnte. Viel Auswahl war zwar nicht, aber ich war satt und zufrieden.

Ein Blick zurück und weiter ging's.

Jetzt ging es nur noch hinunter nach Trabia, meinem heutigen Etappenziel.

Und so erreichte ich das Hotel "Tonnara Trabia". Zwar recht teuer, aber sauber und vor allem geöffnet.

Das Hotel selbst lag zwar direkt an der Straße, aber die Zimmer lagen auf der Meerseite.

Nachdem ich geduscht hatte, genoss ich erst einmal ein wohlverdientes Feierabendbierchen. Wobei Bierchen ist fast untertrieben, es gab auch noch gleich ein paar Snacks dazu. Ich aß dann noch im Restaurant des Hotels, so dass ich nicht nochmal in den Regen raus musste. Morgen noch die Schlussetappe nach Palermo, dann bin ich am Ziel...

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