Mit dem Fahrrad von Amsterdam nach Freiburg
24.05.2022 - Tag 10: Saarbrücken - Marlenheim (103 km, 1.039 Hm)
Eigentlich wollte ich heute früher los, aber nachdem es regnete und ich Hoffnung hatte, dass es noch aufhört, startet ich, nach einem Frühstück im Stadt Café, kurz nach 8 Uhr. Das erste Mal auf der Tour in Regenklamotten.
Erst ging es wieder durch die Stadt, bevor ich an der Autobahnauffahrt eben selbige queren musste. Welcher Verkehrsplaner denkt sich denn so etwas aus?
Es war das letzte Erlebnis in Saarbrücken, denn danach ging es direkt auf den Radweg entlang der Saar. Hier war es, wenn man vom Regen absah, richtig schön. Um diese Zeit und bei dem Wetter waren entsprechend wenig Menschen unterwegs.
Wobei, Menschen waren wenige unterwegs, dafür umso mehr Gänse, die der Radweg für sich einnahmen. Und natürlich tolle Eindrücke entlang der Strecke.
Bevor ich mich richtig versah, war ich schon wieder in Frankreich, auch wenn es noch das Saartal war. Aber die Sprache auf dem Schild war eindeutig Französisch.
Einige Kilometer weiter kam ich an eine Stelle, an der ein Kran ziemlich unmotiviert am Ufer der Saar in der Gegend rumstand. Einer Infotafel zufolge gehörte er zu dem Wärmekraftwerk Grosbliderstroff, welches 1949-1954 gebaut und 1990 abgerissen wurde. Mit dem Kran wurde die Kohle, die über die Saar zum Verkauf abtransportiert wurde wurde, auf Schiffe geladen. Die Steinkohle wurde über eine 13km lange Seilbahn von Marienau zu Kraftwerk und zum Hafen transportiert.
Am Ortsausgang von Saargemünd verließ ich den Radweg der Saar entlang und bog auf eine wenig befahrene Landstraße in Richtung Herbitzheim ab.
Bald sah ich die Kirche von Herbitzheim am Straßenrand auftauchen.
Die Freude, Herbithheim erreicht zu haben dauerte aber nur kurz., Denn ich bekam kurz Schnappatmung, als ich an der nächsten Kreuzung angekommen war. Schon wieder eine Umleitung? An einer nahegelegenen Apotheke standen zwei Personen, die ich fragen konnte ob ich mit dem Fahrrad durch die gesperrte Strecke durch kam. Ich kam und so hatte die Umleitung ihren Schrecken verloren.
Auf einem wunderschönen Sträßchen ging es in Richtung Vœllerdingen. Hier war echt nichts los und so konnte ich in Ruhe radeln. In Vœllerdingen konnte ich dann wieder auf einen Radweg abseits der Straße wechseln.
Aber der Radweg war halt immer noch nass und so gab es die ein oder andere Situation, die mit dem Rennrad richtig Spaß macht: Nasses Grünzeug von den Bäumen auf dem Radweg. Da schlägt die Pumpe gleich mal kurzzeitig höher. Aber es sollte noch besser kommen...
Bei Diemeringen ging es wieder auf eine sehr wenig befahrene Straße. Als ich dann "In The Middle of Nowhere" war, begann es zu schütten. Klar, weit und breit kein Unterstand und so stoppte ich unter einem Baum mit dichter Krone, der zumindest eine Zeitlang den Regen einigermaßen abhielt. Aber irgendwann kam die Nässe halt doch durch. Irgendwann ließ der massive Regen doch nach und ich fuhr weiter. Einige Kilometer weiter in Petersbach machte ich in einer Bäckerei Pause und aß zu Mittag. Wie heißt es so schön: Nach dem Regen kommt der Sonnenschein und so war es auch. Das Wetter wurde besser, ja sogar richtig schön.
Unmittelbar nach meiner Rast fuhr ich in den Nationalpark "Parc naturel régional des Vosges du Nord". War für ein schönes Fleckchen Erde.
Ich war zwar auf einer Landstraße, derD134 befand, war hier so gut wie kein Auto zu sehen. Dafür Natur pur und ein stetiges auf und ab. Ich war richtig begeistert.
Dann kam ich aus dem Wald heraus und hatte eine atemberaubend Aussicht. Ich war zuvor noch nie in den Nordvogesen, war wirklich ein Fehler.
In Neuwiller-lès-Saverne stehen sich die evangelische Kirche St. Adelphe und die katholische Kirche Sr. Peter und Paul genau gegenüber. Hat irgendwie was von den Marktschreiern auf dem Hamburg Fischmarkt. Kann man direkt rüber rufen, dass die andere Konfession unrecht hat.
Direkt hinter Dossenheim-sur-Zinsel ging es dann auf eine gut ausgebaute Straße, also für Autos. Mit dem Fahrrad war es eher ein zweifelhaftes Vergnügen. Zumindest gab ein einen schmalen Seitenstreifen, damit man eine Überlebenschance hatte. In Steinbourg gab es dafür eine Wellness-Insel am Straßenrand.
In dem kleinen Örtchen Furchhausen stand ein schnuckeliges Rathaus, so klein, wie der Ort selbst. Im Spiegel vor dem Rathaus konnte ich auch mal ein Bild von mir machen.
Danach ging es wieder durch die Landschaft und durch Orte mit interessanten alten Anwesen.
Die Wolken am Himmel wurden immer bedrohlicher und ich hoffte, dass ich trocken das Hotel erreichen würde.
In Wasselonne kam ich an einem alten Hotel vorbei. Gut, dass ich hier kein Zimmer gebucht hatte.
Kurze Zeit später erreichte ich dann mein heutiges Ziel Marlenheim. Ein romantisches kleines Örtchen nahe Straßburg. Und ein freundliches Männchen begrüßte mich am Straßenrand.
Kurz vor 16 Uhr erreichte ich dann mein heutiges Ziel, die Hostellerie Reeb. Das Hotel wurde, so stellte es sich zumindest für mich dar, von einer Mutter und ihrem Sohn geführt. Mutter gab die Anweisungen und der Sohn führte sie aus. Hauptsache mein Fahrrad war sicher verräumt und ich hatte ein bequemes Bett.
Nach dem Duschen (waschen musste ich ja heute nicht, da es mein letzter Abend auf der Tour war), ging ich noch in den nahegelegenen Supermarkt, um einige Dinge einzukaufen. Neben dem Hotel stand ein Pizzaautomat, an dem ich mein Abendessen holen hätte können. Ich bevorzugte jedoch das Boeuf Tartare im Hotelrestaurant. Das war zwar nicht ganz billig, aber mal richtig lecker. Ein würdiges Essen für den letzten Abend auf Tour.
Dann ging ich aufs Zimmer und ließ den Abend langsam ausklingen. Morgen stand die letzte Etappe auf der Tour auf dem Programm.