Mit dem Fahrrad von Amsterdam nach Freiburg
22.05.2022 - Tag 8: Luxemburg - Saarbrücken (93 km, 822 Hm)
Obwohl die Etappe nach Saarbrücken heute nicht allzu weit und anstrengende erschien, war ich recht früh auf den Beinen. Leider hatten am Sonntag alle Läden, in denen es Frühstück gegeben hätte zu. Am Bahnhof hätte ich zwar etwas zu Essen bekommen, da wollte ich aber nicht hin. Und so frühstückte ich im Zimmer. Hatte auch den Vorteil, dass ich schon um kurz nach 8 Uhr los kam.
Nachdem ich noch die Kette gereinigt und geschmiert hatte, startete ich in den recht ruhigen Morgen.
Und so konnte ich die Stadt schnell hinter mir lassen. Zum Abschied konnte ich noch die imposante Victor-Bodson-Brücke mit dem 106m hohen Pylon betrachten.
Hinter Azingen fuhr ich dann die Straße in Richtung Hassel/Filsdorf, als ich in der Ferne die Wasserdampfsäulen der Kühltürme des Kernkraftwerks Cattenom sah. Diese Wasserdampfsäulen sollen mich noch eine ganze Weile begleiten.
Die Landschaft war hier zwar auch hügelig, aber nicht so extrem wie in den Ardennen. Wobei, die Ardennen hatten schon etwas.
Bei Ellange durfte ich, bei tollem Wetter, durch eine wundervolle Allee radeln. Was für ein Traum...
Kurz danach ging es etwas bergauf, dort stand dann ein Turm (ich vermute mal ein Wasserturm, aber sicher bin ich mir nicht).
Etwas weiter erreichte ich dann die Weinberge oberhalb von Remerschen. Ein traumhafter Blick von hier oben auf die Mosel und die Landschaft. Aber erste einmal ging es 160Hm hinunter zur Mosel (und danach natürlich wieder bergauf). Ich weiß, warum Weinberge zur radeln nicht die beste Wahl ist. Es ist immer steil, in diesem Fall bergab. Also musste ich häufig bremsen, was die Bremsen mit zunehmender Bremsdauer und damit zunehmender Hitze mit immer lauterem Quietschen quittierten. Die Lautstärke wuchs gefühlt auf die eines bremsenden Güterzugs an und ich war froh, als ich die Mosel erreichte. Zum Glück fand ich gleich eine Tankstelle, an der ich mich verpflegen konnte, während meine Bremsen langsam wieder auf Normaltemperatur abkühlen konnten. Lustig war es hier, obwohl ich mich in Luxemburg befand (die Spritpreise wären für Deutschland völlig utopisch niedrig), sprachen alle Deutsch mit saarländischem Dialekt.
Gut gestärkt ging es weiter, ein kurzes Stück die Mosel entlang, bevor ich mich in Schengen befand. In diesem kleine Örtchen wurde am 14. Juni 1985 das Schengener Übereinkommen (amtliche Bezeichnung: Übereinkommen zwischen den Regierungen der Staaten der Benelux-Wirtschaftsunion, der Bundesrepublik Deutschland und der Französischen Republik betreffend den schrittweisen Abbau der Kontrollen an den gemeinsamen Grenzen) unterzeichnet. Zwischenzeitlich wurden die Regelungen mehrfach modifiziert und auf immer mehr Staaten ausgeweitet, der Name aber umgangssprachliche Name aber blieb: Schengenabkommen.
Ich überquerte die Mosel und fuhr, jetzt in Frankreich, den Anstieg hinauf nach Kitzing und dort dann weiter nach Manderen. Unterwegs hatte man einen tollen Blick auf das Château de Malbrouck, einer Burg, welche zu Beginn des 15. Jahrhunderts von Arnold VI. von Sierck erbaut wurde.
Unterhalb der Burg, in Mandern stand mal wieder so ein kleines Kirchlein, die Église Saint-Étienne de Manderen.
Und immer weiter bergauf nach Ritzing. Eigentlich eine schöne Gegend, wären da nicht überall die Windräder. Schöne neue Welt...
Oben angekommen ging es, wie schon gewohnt, immer auf und ab, bevor ich wieder in Deutschland stand. Zumindest war am Ortseingang ein Ortsschild, welches auf den Landkreis Saarlouis hinwies. Und einen kleinen Schlagbaum gab es auch noch. Vogelwild hier, das Dreiländereck Deutschland-Frankreich-Luxemburg.
Weiter ging es dann auf einem ruhigen Sträßchen über Gerlfangen (da war ich dann fast oben) hinunter nach Rehlingen und damit zur Saar. Die Steigungen waren damit für heute geschafft. Unten angekommen fuhr ich nahezu direkt auf eine Tankstelle zu. Erstmal Pause machen und den Flüssigkeits- und Essensvorrat des Körpers wieder auffüllen. Tut immer gut, etwas zwischen die Zähne zu bekommen.
Nach eine ausgiebigen Rast ging es dann weiter auf der Uferstraße die Saar entlang. Mal näher dran, mal etwas weiter weg. Manchmal gab es sogar einen Radweg an der Straße entlang (vielleicht war es auch ein Fußweg, aber Hauptsache von der Straße weg).
Bei der Schleuse Lisdorf konnte ich auf den Saarland Radweg fahren und nun direkt an der Saar entlang radeln. War schön, so ganz ohne Autos die Landschaft zu genießen. Wobei, ab dem Walzwerk Nauweiler am Ufer der Saar fuhr ich entlang einer großen Heizleitung, dafür mit Blick auf das UNESCO-Weltkulturerbe Völklinger Hütte entlang. Nach der ganzen Natur in den Ardennen oder auch im Dreiländereck war der Anblick schon gewöhnungsbedürftig. Aber so ist es nun mal, ohne Industrie kein Wohlstand. Irgendwie auch interessant die Industrieanlagen, die man in dieser Form nicht jeden Tag sieht.
In Völklingen befand sich auch die Fährmann-Statue. Leider wurde die Statue im Februar 2023 von Vandalen vom Sockel gestürzt und zerstört. Im Oktober 2023 wurde sie dann auf der gegenüberliegenden Seite bei der alten Schleuse wieder aufgebaut.
Kurz nach der Statue musste ich wegen einer Baustelle auf die nördliche Flussseite auf den Leinpfad wechseln. Der Wechsel der Flussseite hatte den Vorteil, dass die Saar mich von der Autobahn A620 trennte. An der Schleuse Saarbrücken war der kurze Ausflug auf die nördliche Flussseite vorbei und ich fuhr wieder auf meiner geplanten Route.
Auf der gegenüberliegenden Seite tauchte ein verfallenes Gebäude mit Graffitis auf dem Sockel auf. Was immer hier einmal war es war verfallen und damit in krassem Gegensatz zu dem unmittelbar daneben liegendem Stahlwerk der Saarstahl AG. Ist schon beeindruckend die Stahlproduktion und -bearbeitung zu sehen.
Kurz nach dem Stahlwerk konnte ich den Stadtrand von Saarbrücken erblicken. Nur noch wenige Kilometer durch die Stadt, bis ich mein heutiges Ziel erreichen würde.
Und so erreichte ich um kurz vor 15 Uhr meine heutige Unterkunft, die Nauwieser Apartments. Das Zimmer war zwar einfach, aber für mich reichte es, ich hatte Platz für mein Fahrrad und ich war nahe der Innenstadt. Allerdings war ich froh, dass ich mit dem Rennrad unterwegs war. Das der Aufzug außer Betrieb war, musste ich mein Fahrrad in den 4. Stock tragen. War ich froh, dass ich kein 30kg schweres E-Bike dabei hatte.
Ich ließ den Nachmittag ruhig angehen, schlenderte etwas durch die Stadt und aß im Restaurant Hilde & Heinz zu Abend. Das Essen und das Ambiente waren echt gut, nur nahmen sie sich etwas zu wichtig. Aber egal, gesättigt und zufrieden machte ich mich auf den Rückweg und ließ den Abend ausklingen.