Mit dem Fahrrad von Amsterdam nach Freiburg
20.05.2022 - Tag 6: Bastogne - Luxemburg (81 km, 947 Hm)
Im Hotel gab es heute erst ab 7:30 Uhr Frühstück, so dass ich meine Etappe heute später beginnen musste. War aber nicht weiter schlimm, da es bis Luxemburg lt. Navi nur 72 km waren. Andererseits wäre es auch nicht schlecht, Luxembourg frühzeitig zu erreichen, da die Wetterfrösche bereits den zweiten Tag davor warnten, das Haus wegen zu erwartenden Unwettern zu verlassen und dass Gefahr für Leib und Leben bestehen würde. Aber wie sagt der Kölner doch so schon: Et kütt, wie et kütt. Wird schon werden...
Beim Frühstück traf ich erst einen Niederländer, der für 3 Tage in Bastogne blieb, um sie die verschiedenen Museen und das "Bois Jacques Battlefield" anzusehen. Vielleicht komme ich auch nochmal her, um mir die ganzen Museen anzuschauen, interessant ist es ja, was hier am Ende des 2. Weltkrieges passierte.
Dann kam auch noch ein Geschwisterpaar, auch aus den Niederlanden in den Frühstücksraum. Sie waren mit ihren E-Bikes auf dem Weg nach Santiago di Compostela. Ich konnte sie gut verstehen, diese Tour ist etwas ganz Besonderes. Die beiden waren richtig süß, wie sie sich so um ihre Stempel in den Pilgerpässen kümmerten. Ist sicherlich hier im Norden aufwändiger, als ab Saint-Jean-Pied-de-Port am Fuße der Pyrenäen. Sie haben noch einen weitern Weg vor sich, leider werde ich nie erfahren, wie es ihnen ergangen ist.
Und so kam es, dass ich erst gegen 8:50 Uhr los kam. Zumindest musste ich nicht den Weg suchen, den hatte ich ja schon gestern Abend gesehen.
Nachdem ich Bastogne verlassen hatte, zeigte sich das gleiche Bild wie gestern, eine hügelige Landschaft mit ständigem auf und ab.
Kurz nach Lutremange war dann die geplante Route nach Harlange gesperrt, so dass ich eine Umleitung fahren musste. Wie ich diese Umleitungen liebe, nachdem ich in Polen mal 32km länger auf der Straße war, als geplant. Aber hier hielt sich die Umleitung glücklicherweise in Grenzen und verlängerte die Strecke nur unwesentlich.
Und so ging es auf kleinen Nebenstraßen durch die wunderschöne Landschaft.
Und ehe ich mich versah, war ich wohl in Luxemburg. Ich hatte es gar nicht gemerkt, dass ich nach ca. 1 Stunde auf dem Rad die belgisch-luxemburgische Grenze passiert hatte. Aber auf dem Verkehrsschild stand eindeutig "Belgique", was ja keinen Sinn machen würde, wenn ich nicht schon in Luxemburg wäre. So schnell kann es gehen...
Dann begann auch schon das ausgedehnte Wasserschutzgebiet des Obersauer-Stausees. Dieser Stausee ist enorm wichtig für die Trinkwasserversorgung Luxemburgs, da die natürlichen luxemburgischen Trinkwasserreserven Ende der 1940er erschöpft waren.
Kurze Zeit später querte ich die Sauer über die Pont Misère und hatte somit einen Bllck auf den Fluss, der den Obersauer-Stausee speist. Eigentlich ein Wahnsinn, dass dieser Fluss, der als Sûre im südöstlichen Belgien entspringt und südwestlich von Trier in die Mosel mündet , für die Trinkwasserversorgung von Luxemburg zuständig ist.
Die Pont Misère stellte gleichzeitig den Tiefpunkt der Abfahrt dar, ab da ging es wieder bergauf. Nach kurzem Anstieg, kurz hinter dem Misaershaff - Formationszentrum (einem nationalen Jugendpfadfinderzentrums), zeigte meine geplante Route auf einen steilen Waldweg, hinauf zum Örtchen Bilsdorf. Ich entschied mich, weiter der Straße zu folgen und etwas weiter nordöstlich auf die N27 zu treffen. Damit war aber auch der krasseste Anstieg für heute durch.
Bei Riesenhof wechselte ich auf die N23, die ich aber glücklicherweise nach einigen 100 Metern wieder verlassen konnte und meine Fahrt auf einer kleinen Nebenstraße fortsetzen konnte. Am Wegesrand stand überall Mohn, es war so richtig schön.
Im weiteren Verlauf Richtung Holtz säumten Bäume die Straße, es war richtig schön hier und es ging, wieder bergauf und bergab im regen Wechsel. Ab und zu schauten auch mal einige Bewohner vor Wegesrand gelangweilt zu, was ich das so tat.
Der Himmel wurde immer dunkler und mein Navi führte mich auf eine Nebenstraße, deren Asphalt immer schlechter wurde. Ich bereute schon, dem Navi gefolgt zu sein, vor allem, nachdem ich wieder auf die "reguläre" Straße gekommen bin. Aber alles gut, dort sah ich nämlich, dass die vermeintlich bessere Straße in Richtung Holtz gesperrt war. Glück gehabt oder alles richtig gemacht, je nachdem, wie man es sieht.
Da es am Himmel immer bedrohlicher aussah und ich zudem Hunger bekam, fragte ich in Petit-Nobressart einen Müllwagenfahrer, wo hier denn eine Bar o.ä. zu winden wäre. Er meinte, dass in Redange etwas zu finden sein. Am nächsten Bushaltestellenhäuschen suchte ich Unterschlupf vor dem Regenschauer und schaute auf der Karte nach. Ein Blick verriet mir aber, dass ich da gar nicht hin wollte und es einen Umweg bedeutete. Also suchte ich auf meiner Strecke und fand eine Bar in Beckerich, direkt auf meiner Route. Klang schon besser, ich musste nur warten, bis der Schauer vorüber war.
Dann machte ich mich auf den Weg ins wenige Kilometer entfernte Örtchen Beckerich. Zwischenzeitlich war es echt unangenehm zu fahren, es war warm, schwül und dazu kam noch der nun verdampfende, gefallene Regen. Vor Ort war Sah die Bar dann ganz anders aus wie auf den Bildern im Internet, so dass ich erstmal vorbei gefahren war. Heute war das Tagesgericht in der Bar Fleisch mit Krautsalat und Pommes. Nicht so ganz das Richtige, wenn man danach noch radeln wollte. Und so entschied ich mich für einen Teller Spaghetti, die gehen immer. Und da es nicht das Tagesgericht war, dauerte es etwas länger, bis ich essen konnte. War aber auch nicht weiter schlimm, da ich eh abwarten wollte, bis die Regenfront vorbeigezogen war.
Kurz nachdem ich gestartet war, verließ ich die Straße und folgte einer alten Einbahntrasse. War richtig schön, so durch die Landschaft zu radeln.
Aber was war das? Der Nebel des Grauens oder ein erklärbares Phänomen?
Ja näher ich kam, desto dichter wurde der Nebel, irgendwie unheimlich. Als ich dann in den Nebel hereinfuhr, sah ich kaum noch etwas, so dicht was der Nebel.
Dann auf einmal, ohne Vorwarnung, tauchte ein Tunnel auf. Es handelte sich um den Hobscheider Tunnel, in dem im 2. Weltkrieg Flugzeugmotoren gefertigt wurden.
Im Inneren wurde es dann richtig spooky. Es war dunkel, der Boden war nass und überall die Nischen, in denen man sich, wenn früher ein Zug fuhr in Sicherheit bringen oder auch Material lagern konnte. Dazu seltsame Geräusche, die man im Tunnel nicht zuordnen konnte.
Aber wie in jedem Tunnel, irgendwann kommt man an den Punkt, an dem sieht man das licht am Ende des Tunnels. Hier war es nach ca. 600 Metern, als das Ende näher kam.
Und dann war der Tunnelausgang zu greifen nah.
Nachdem ich aus dem Tunnel wieder draußen war, konnte ich einen Blick auf den rd. 700 Meter langen Tunnel werfen.
Als ich so dastand und mich über den Tunnel informierte, erkannte ich auch die Ursache der komischen Geräusche im Tunnel. Ein gutes Stück hinter mit war ein anderer Radler, der geschaltet hatte. Hat sich im Tunnel echt unheimlich angehört. Aber eigentlich war es im Nachhinein ein recht interessanter Teil der Strecke, auch wenn es im Tunnel (zumindest bei der ersten Durchfahrt) irgendwie unheimlich war. Hat man nicht so oft und ist in jedem Fall etwas Besonderes.
Kurz nach dem Tunnel verließ ich den Radweg und folgte einen kleinen Sträßchen hinunter nach Hobscheid. In den Waldstücken war die Straße nicht nur nass, sondern es lag auch einiges an Lauf auf dem Boden. Irgendwie nicht die besten Voraussetzungen für ein Rennrad. Oder wie heißt es so schön: "Kommt zum Laub auch noch die Nässe, liegt man schnell mal auf der Fresse." Ging aber alles gut und so erreichte ich unfallfrei Hobscheid. Dort war es dann wieder mal soweit, ich verzog mich in ein Buswartehäuschen und wartete den Regenschauer ab. Die dampfige Luft danach machte das Radeln nicht besser...
Kurz danach sah ich das Örtchen Koerich auftauchen.
Dann bog ich in Richtung Süden ab und kam meinem Ziel Luxemburg immer näher.
Und obwohl ich meinem Ziel, der Hauptstadt immer näher kam, gab es immer noch kleine Nebensträßchen, auf denen ich fahren konnte.
Einerseits war es nett auf der Wirtschaftsweg darauf hinzuweisen, dass man gegenseitig Rücksicht nehmen soll, andererseits aber auch befremdlich, dass man es tun muss.
Und dann war es vorbei mit der Ruhe, die Großstadt hatte mich wieder, zumindest auf den letzten Kilometern bis zu Hotel.
Gegen 15: 30 Uhr erreichte ich mein Hotel "Auberge Gaglioti" nahe des Bahnhofs. Nun ja, zentral gelegen war es ja, aber durch die Bahnhofsnähe war das Klientel, sagen wir mal, gewöhnungsbedürftig. Aber egal, mein Fahrrad konnte ich in der Hotellobby abstellen (das erst mal auf der gesamten Reise, dass ich es nicht ins Zimmer mitnehmen konnte, aber naja, wird schon gutgehen.
Da ich ja heute Mittag eine große Portion Nudeln gegessen hatte, konnte das Abendessen ausfallen und ich hatte Zeit, die Umgebung zu erkunden, bevor ich mit zur Ruhe begab. Morgen habe ich einen ganzen Tag Zeit, mir Luxembourg anzuschauen.