Mit dem Fahrrad von Amsterdam nach Freiburg
18.05.2022 - Tag 4: Leuven - Dinant (88 km, 694 Hm)

Der Tag fing ja gut an. Der Hinterreifen verlor schon wieder Luft. Aufpumpen half nichts, da der Ventileinsatz nicht dichtete und ich das Problem mit dem vorhandenen Werkzeug nicht lösen könnte. Ich wechselte also vor dem Frühstück den Schlauch und hoffte, dass nun Ruhe ist (so sollte es denn auch sein). Danach nochmal kurz unter die Dusche und dann zum Frühstück. Es wurde nicht besser: Eine Horde amerikanischer Teenager bevölkerte den Frühstücksraum und es ging zu wie Sau. Aber Hauptsache was zwischen die Kiemen bekommen, bevor die Etappe um 20 Minuten nach 8 Uhr (und damit fast pünktlich) startete. Es sollte ein toller Tage werden.

Blad schon verließ ich Leuven und führ auf auf einem Radweg in Richtung Süden. Im Unterschied zu gestern ging es heute nicht nur gerade aus, sondern auch hoch und runter.


Kurz nachdem ich Leuven verlassen hatte, kam ich am Heverlee Soldatenfriedhof vorbei. Hier sind 983 Gefallene aus den beiden Weltkriegen beigesetzt.


Weiter ging es auf kleinen Nebenstraßen ohne viel Verkehr. 


Wobei manchmal war es schon gewöhnungsbedürftig, dass der Radweg auf der "falschen" Seite der Straße verlief. Zugegeben, in Polen war es schlimmer, aber irgendwie trotzdem komisch so ein Radweg entgegen der Fahrtrichtung und direkte auf der Straße, nur durch einige Poller abgetrennt. 

Bei Hamme-Mille fragte ich nach einem Fahrradladen, da mir nach dem gestrigen Tag die Schläuche knapp wurden. Sah schlecht aus, der nächste Fahrradladen war wohl in  Namur, ca. 40 km entfernt. Die Frau war aber total nett und bot mir an, dass ich einen Schlauch von ihr haben könne, damit ich wieder einen habe.
Sie meinte noch, dass die Radwege für Rennräder nur begrenzt geeignet wären, aber ich glaubt ihr nicht so recht. Hätte ich besser mal, denn die Radwege wurden immer schlechter, so dass ich zurück auf die Straße bin und mir diese bis Roux-Minor mit den Autos teilte.

     

Nachdem ich die Straße wieder verlassen hatte, ging es weiter durch kleine Ortschaften und tolle Landschaften in der belgischen Provinz. Einfach traumhaft...


Bei Thorembais-les-Béguines tauchte dann das Weingut Domaine de Mellemont auf. Ein imposanter Gebäudekomplex inmitten der Landschaft. Gut, dass dort direkt vor dem Eingang ein Geocache lag. So konnte ich mich hier auch noch im Logbuch verewigen.

Es war einfach schön, hier durch die Landschaft zu radeln. Überall Felder und Wiesen, ab und zu mal ein kleiner Ort (bis auf Perwez, das war etwas größer).

Dann kam ich an der Chapelle de la Croix Monet vorbei, einer kleinen Kirche, die bis ins Jahr 1717 zurückgeht. Interessant, was im Laufe der Zeit an diese Kapelle alles an- und umgebaut wurde.

Uns so kam ich Namur immer näher und erreichte die Stadt gegen 12 Uhr. Hier sollte auch ein Fahrradgeschäft sein, in dem ich meinen Vorrat an Fahrradschläuchen wieder auffüllen konnte. In einer Bar fragte ich nochmal nach dem Fahrradgeschäft  und hatte Glück, es war keine 500 m entfernt. Nochmal kurz gegen die Einbahnstraße gefahren und dann zu Fuß auf die Bahnhofseite gewechselt. Jetzt kam der schwierigste Teil: Aus dem Bahnhof kam eine Horde von Schülern, die wohl gerade aus einem Zug ausgestiegen waren. Ich musste diese, nicht endende wollende Horde queren. Irgendwann war ich dann durch und es kamen immer neue Schüler hinterher. Gerade noch rechtzeitig vor der Mittagspause erreichte ich das Fahrradgeschäft, kaufte zwei neue Schläuche (die ich natürlich auf meiner weiteren Reise dann glücklicherweise nicht brauchte) und brachte den Luftdruck in den Reifen noch auf Vordermann.

Also wieder auf das Rad und weiter durch Namur. Weit kam ich allerdings nicht, da ein Sandwich-Laden meine Aufmerksamkeit erregte. Sah gut aus und ich entschloss mich spontan hier mein Mittagessen zu mir zu nehmen. Es schmeckte auch gut und so konnte ich dann gestärkt und erholt die letzten 30km für heute in Angriff nehmen.

Es dauerte nicht lange und ich überquerte die Maas und schaute noch etwas den Schiffchen zu, wie sie da über den Fluss schipperten. Der Fluss sollte mich für den Rest des Tages bis Dinant begleiten.

     

Leider waren die Radweg über weite Strecken mit dem Rennrad nicht befahrbar, so dass ich auf die Straße ausweichen musste. Es war stellenweise schon ziemlich knapp, wie die Autos überholten, aber eigentlich gut machbar. In Belgien sind doch relativ viele Rennräder unterwegs. Leider war die Straße stellenweise doch ganz schön weit weg von der Maas, dafür hatte man aber reinen schönen Ausblick.

Bei Yvoir waren die Häuser am Maas-Ufer wie auf einer Perlenkette aufgereiht. Hatte irgendetwas beruhigendes an sich dieser Ausblick.

Hier stand 1940 auch eine Brücke, die eine deutsche Vorhut am 15. Mai erreichte und versuchte zu erobern. Bei der Sprengung der Brücke vor dem Feind durch das Ardennen Jägerregiment 5 opferte sich Leutnant de Wispelaere von der unterstützenden Pioniereinheit. 

Bald erreichte ich mein heutiges Etappenziel Dinant. Es war schön, an der Uferstraße entlang zu radeln, wären da nicht diese komischen Geräusche gewesen. Es klang, als wenn man einen Klebestreifen abzieht. nur eben konstant. Es dauerte etwas bis ich draufkam, dass die Bäume an Straßenrand eine klebrige Substanz absonderten und die Straße damit benetzt war. Es war wirklich ein klebriger Belag auf der Straße, über den die Reifen rollten. Zumindest kein Reifenschaden, das hätte mir noch gefehlt. So konnte ich die Fahrt genießen, links die schöne Häuserreihe und rechts die Maas.

Jetzt war es nicht mehr weit bis zum Hotel. Einmal über die Pont "Charles de Gaulle" Ich hätte daran denken sollen, als ich es gebucht habe: Die günstigen Hotels sind immer entweder oben oder weit draußen. In diesem Fall ging es die Straße ziemlich steil nach oben (zum Glück nicht lang). Oben angekommen, schaute ich erst mal ungläubig, ob hier das Hotel "Maison Leffe" ist, aber es war tatsächlich da. Ein altes Kloster oberhalb der Maas.

     

Von der Rezeption begab ich mich, mit meinem Fahrrad und einem großen Bartschlüssel bewaffnet, den alten Kreuzgang entlang zu meinem Zimmer. Wow, so etwas hatte ich bislang noch nicht erlebt. Der Hammer das Zimmer und dazu noch mit einem doppelten Satz Handtücher bestück. Also Waschtag heute...

     

Nachdem die ganze Arbeit erledigt war, wollte ich mir den Ort, dessen Bild mich in einem Zeitungsartikel so fasziniert hatte, genauer anschauen. Also ging ich die Pont "Charles de Gaulle" wieder zurück. Dort standen überall bunte Saxophone in Übergröße rum. Das war mir bei der Überfahrt mit dem Fahrrad gar nicht so aufgefallen. Die Brücke wird auch "Die Brücke der Saxophone" genannt. Aber warum? Eine Recherche ergab, dass Adolphe Sax, der Erfinder des Saxophons, 1814 in Dinant geboren wurde. Man sagt nicht umsonst, dass reisen bildet...

 

   

Die "Skyline" von Dinant mit der Kathedrale und der Häuserreihe entlang der Maas ist schon faszinierend. Einfach traumhalf die Kulisse...
Ich aß noch am Ufer der Maas und kaufte noch etwas für den morgigen Tag ein, dann begab ich mich zurück zum Hotel. 

Oben angekommen setzte ich mich noch in den wunderschönen Klostergarten und trank noch ein Bierchen. Was für eine traumhafte Kulisse zum Abschluss des Tages. 
Dann ging es es aber bald ins Bett, da für morgen die Ardennenetappe mit mächtig Höhenmetern auf dem Programm stand.

Einzeletappen