Mit dem Fahrrad von Kaufbeuren nach Rom
04.06.2016- Tag 10: Siena - Castel Giorgio (119km, 1.466Hm)
Da es in dem Gästehaus kein Frühstück gab, startet ich heute etwas früher und hielt nach ca. 1km an einer Bar an der Tankstelle an, um erstmal zu frühstücken. Nach der Stärkung ging es dann endgültig auf in Richtung Acquapendente.
Unmittelbar nach dem Frühstück dann der erste Hinweis auf Rom.
Bevor es bergab ging, musste ich in Siena nochmals aufwärts. Anschließend ein gemütliches radeln, es ging ja abwärts.
Im nächsten Ort dann, schon einige Kilometer von Sienna entfernt, das erste Straßenschild mit einer Entfernungsangabe nach Rom. Der Countdown lief also...
Nach rd. 30km erreichte ich das schöne Örtchen Buonconvento. Hier machte ich einen kurzen Abstecher durch das Stadttor und betrachtete auch den Torre campanaria mit seinen Tafeln.
Weiter ging es dann wieder aufwärts, durch eine wundervolle Landschaft nach San Quirico. Der Ort lag oberhalb der SR2, auf der ich fuhr. Irgendwie wollte ich dann doch nicht noch die zusätzlichen Höhenmeter auf mich nehmen, um eine Rast zu machen. Da wird ja wohl noch eine Bar am Wegesrand kommen. Pustekuchen, nichts kam da mehr.
Irgendwann tauchte neben mir ein Rennradler auf, der sich wunderte, dass jemand mit dem Rennrad und Rucksack unterwegs war. Wir sprachen ein paar Minuten miteinander, bevor er wieder von dannen zog. Als ich dann Galina erreichte, fand ich eine offene Bar. Leider hatten sie nichts zu Essen, so dass mir nur übrig blieb, eine Cola zu trinken und meine Wasserflasche wieder mit kühlem Wasser zu füllen. Dann ging es wieder weiter, wie gehabt: auf- und abwärts Die Wolken wurden immer dichter und der Regenvorhang kam immer näher. Die Straße stieg nun stetig an, bis ich direkt an einer Tankstelle eine Straßensperre entdeckte. Wie, eine Umleitung? Ich fragte an der Tankstelle nach, warum gesperrt war (manchmal kommt man mit dem Fahrrad ja doch durch). Man sagte mir, dass eine Brücke abgerissen sei und dass die Umleitung 9km nach links, dann vor und wieder 9km zurück führt. Leider vergaß man zu erwähnen, dass es auch noch ca. 350 Höhenmeter zusätzlich waren. Aber was soll's, hilft ja nichts. Also fuhr ich links weg, den Berg hoch. Kurze Zeit später kamen die ersten Tropfen. Also schnell wieder die Regenklamotten an, keine Sekunde zu früh. Gerade als ich fertig war, begann es wie aus Kübeln zu schütten. Klasse, passt ja wieder alles zusammen. Macht richtig Spaß, in Regenklamotten den Berg hoch. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichte ich Radicofani. Der höchste Punkt war erreicht. Ab jetzt ging es, teilweise ziemlich steil abwärts. Ist klasse, auf dem Rennrad auf feuchtem bis nassen Straßenbelag in Richtung Tal brettern. Aber macht halt dann doch Spaß, es mal wieder laufen zu lassen. Nachdem ich wieder die SR2 erreicht hatte, kam die Tankstelle, die schon vor der Baustelle angekündigt war. Erst mal gestoppt, die Regenklamotten ausgezogen und verstaut und etwas zu Essen bestellt. Außer den beiden Angestellten war die Tankstelle leer. Die junge Dame machte mir ein frischen Panino mit Schinken und Käse für unglaublich günstige 3€.
So ging es auf der SR2 bergab nach Acqupedente. Nur kurz vor erreichen der Stadt ging es wieder bergauf.
Der Himmel wurde dunkel und es deutete sich an, dass ich heute nochmal nass werden würde. In Acquapedente hatte ich dann zwei Möglichkeiten, um nach Castel Giorgio zu kommen: Durch den Wald oder durch die Stadt. Da ich mit dem Fahrrad nicht allzu gerne durch die Stadt fuhr, bog ich in Richtung der Strecke durch den Wald ab. Eine blöde Entscheidung, wie sich bald herausstellen sollte.
Zuerst war es noch malerisch, aber dann kamen schon wieder dicke Tropfen vom Himmel. Also wieder rein in die Regenklamotten. Klasse Feeling, wenn sie noch feucht von vorherigen Einsatz sind. Aber wieder keine Sekunde zu früh. Es begann wie aus Kübeln zu schütten. Erst lief das Wasser noch im Straßengraben herunter, aber bald kam mir das Wasser auf der Straße, die ich gerade hochradelte entgegen. Erst nur partiell, dann über die gesamte Straßenbreite. Der Regen nahm weiter zu, es war ein richtiger Wolkenbruch. Es machte aber auch keinen Sinn, sich unterzustellen, da es unter den Bäumen durch den Wind fast noch nasser war. Die Autofahrer waren aber so nett und machten langsam und fuhren soweit wie möglich am Straßenrand, damit ich nicht noch das Spritzwasser abbekam. Die Motorradfahrer, die unter einer Baugruppe warteten, grüßte ich im vorbeifahren. Kurz danach kam ich zu einer Brücke, die in einer kleinen Senke lag. Das Wasser lief also von beiden Seiten auf die Brücke zu und sammelte sich auf ihr. Genau als ich die überflutete Brücke erreicht hatte und langsam durch die Überflutung hindurch fuhr, kam so ein Typ mit seinem SUV-Potenzverstärker die Straße herab und gab nochmal extra Gas. Ich bekam die ganze Fontäne direkt ins Gesicht. Meine Aussprüche und Gesten waren in diesem Moment nicht mehr jugendfrei...Eigentlich war's egal, weil nass war ich eh, aber trotzdem, muss ja nicht sein. Auf dem weiteren Weg zur Unterkunft lies der Regen langsam nach. Aber klatschenass war ich ja schon.
Und so erreichte ich dann die Pension I Poggetti. Das Fahrrad war gleich in einem Probenraum geparkt. Dann erstmal raus aus den nassen Klamotten und unter die warme Dusche. Tat das gut...
Zum Glück gab es viele Handtücher, so dass ich die Klamotten waschen und trocknen konnte. Die Socken waren dank des Föns schnell wieder trocken. Anschließend ging es ins Örtchen, die Sachen für morgen einkaufen und in einer Bar das verdiente Feierabendbierchen trinken.
Nach dem Bierchen machte mich zu dem von der Wirtin empfohlenen Restaurant auf. War etwas ungeschickt, da ich an der Hauptstraße entlang laufen musste. Mit Schirm (es regnete schon wieder) und den Einkäufen in der Hand. Am Restaurant angekommen stellte ich fest, dass es geschlossen hatte. Zum zweiten empfohlenen Restaurant wollte ich dann nicht weiter laufen. Also den ganzen Weg wieder zurück zur Pension, um erstmal die Einkäufe weg zu bringen. Nicht ganz so einfach, weil meine Tochter rief genau zu diesem Zeitpunkt an, jetzt gingen mir die Hände aus.
Ohne Einkäufe und ohne Schirm ging es dann zurück ins Örtchen zurück. Diesmal in die zweite Bar, da gab es Pizza. Naja, so wirklich gut war sie nicht, aber als ich zahlte, stellte ich fest, dass sowohl das Pizzastück (ich aß mehr als ein Stück) und der Rotwein gerade 1€ pro Teil kostete. Ich war wenigstens einigermaßen satt und ging in die Pension zurück. Dort stellte ich fest, dass die Sachen irgendwie nicht so richtig trocknen wollten. Schauen wir morgen früh mal weiter...