Mit dem Fahrrad durch Deutschland (West - Ost)
22. - 23.06.2020 - Tag 11/12: Die Heimreise

Heute stand "nur" noch die Heimreise an. 

 

Was soll ich sagen? Als ich aufstand traute ich meinen Augen kaum. Die Sonne schien...

Nach dem Frühstück durch Görlitz bis zum Bahnhof geradelt.

Um 9:27 Uhr sollte der Zug nach Dresden abfahren. Tat er auch, es war zu diesem Zeitpunkt auch nur 2 Fahrräder an Bord.

Bis Dresden wurde dann die Anzahl der Fahrräder immer mehr. Ab Dresden-Neustadt waren so viele Fahrräder im Zug, dass die Bauhöhe der Wagons fast nicht mehr ausgereicht hätte, alle zu stapeln. Und mein Fahrrad war natürlich maximal eingebaut. Klar, war ja auch als Erster drin. Am Hauptbahnhof in Dresden stiegen dann aber fast alle mit Fahrrad aus, so dass ich auch gut raus kam. Ich musste nur noch auf den IC nach Leipzig warten und schon konnte es weitergehen. Im IC wurde mir dann klar, warum es so ein Problem darstellte, mit der Bahn das Fahrrad mitzunehmen. Pro Wagon gab es 1 (!) Fahrradstellplatz. Ich setzte mich dann auf den Notsitz und fuhr die etwas mehr als 1 Stunde nach Leipzig.

 

In Leipzig selbst hatte ich dann 11 Stunden Aufenthalt. Das Gepäck konnte ich in einem Schließfach deponieren, das Fahrrad musste ich wohl oder übel vor dem Bahnhof abstellen. Ich konnte nur hoffen, dass das Fahrrad am Abend noch da sein würde.

Zuerst besuchte ich die Nikolaikirche in der Innenstadt.

Auf dem Nikolaikirchhof stand auch die Nikolaisäule, die an den Beginn der friedlichen Proteste 1989 erinnern soll.

Jetzt musste ich dann erst einmal in die Straßenbahn steigen. Auf dem Weg dorthin fielen mir am Bahnhof die Ampelmännchen auf, die meine Frau so liebt. Im Bild schön vereint, das rote und das grüne Ampelmännchen.

Mit der Straßenbahn Linie 2 fuhr ich dann runde 15 Minuten bis zum Völkerschlachtdenkmal. Das Denkmal wurde im Zeitraum von 1898 bis 1912 erbaut und erinnert an die sogenannte Völkerschlacht, die am 16.-19. Oktober 1813 vor den Toren Leipzigs stattgefunden hat und in der Napoleon besiegt wurde. In der Schlacht, die als größte Schlacht vor dem 1. Weltkrieg gilt, kämpften Deutsche auf beiden Seiten. Das Denkmal selbst wurde dann am 18.10.1913, also genau 100 Jahre nach der Schlacht im Beisein von Kaiser Wilhelm II. eingeweiht.

Ein imposantes Bauwerk mit 91m Höhe (und damit eines der größten Denkmäler Europas), allein schon die Treppe hoch zur Krypta ist bemerkenswert.

Von hier oben hatte man einen tollen Ausblick auf vorgelagerte Wasserbecken und die Umgebung.

Im Inneren sind die 8 Schicksalsmasken mit jeweils 2 davor gestellten Ritter in der Krypta zu bewundern.

Auch die Kuppel mit den 324 Reitern ist mit einer Höhe von 68m mehr als beeindruckend.

Von der mittleren Plattform hatte man einen tollen Blick über die Umgebung.

      

Auffällig dabei war die Kirchenanlage des Südfriedhofs im Süden und der Wasserturm im Osten.

In der Ruhmeshalle sitzen 4 Kolossalfiguren mit einer Höhe von jeweils 9,5m. Die Akustik im der Ruhmeshalle ist phänomenal. 

Ich bin dann mal um das Völkerschlachtdenkmal herum gegangen, um es auch von der Seite zu sehen.

Am schönsten sieht das Denkmal von vorne mit dem vorgelagerten Wasserbecken aus.

      

Anschließend ging es weiter zur Kapellenanlage auf dem Südfriedhof. Der Leipziger Südfriedhof zählt zu den größten parkähnlichen Friedhöfen Deutschlands.

 

Aus der Nähe zeigt sich dann die ganze Ausdehnung der Kapellenanlage. 

In der Umgebung des Völkerschlachtdenkmals, dem Ortsteil Stötteritz (1910 eingemeindet), stehen schon imposante Wohnhäuser.

Dann ging es zurück in die Innenstadt. Diesmal stieg ich aber etwas früher aus der Straßenbahn aus, um mit noch das Opernhaus anzusehen.

Anschließend stand das Gewandhaus auf der gegenüberliegenden Straßenseite mit dem Mendebrunnen auf dem Programm.

Einmal kurz nach rechts gedreht und schon stand ich vor dem Paulinum (Aula und Universitätskirche St. Pauli). Im Hintergrund das City-Hochhaus, in dem Die Uni bis 19.

Auf dem City-Hochhaus (auch Uniriese oder Weisheitszahn genannt) war ich schon mal als 10-Jähriger und hatte mir von der Aufzugsführerin einen Anschiss eingefangen, da ich die Errungenschaften der DDR nicht genügend gewürdigt hatte. Jahre später hat sich dann die Qualität der Arbeit gezeigt, als Scheiben aus der Fassade heruntergefallen sind. 
An der Stelle, an der das City-Hochhaus steht, stand bis zum 30. Mai 1968 die Paulinerkirche, die für den Neubau gesprengt wurde. Eine Kirche passte halt nicht in das Weltbild der DDR-Führung ("Das Ding muss weg." soll Walter Ulbricht mit Blick auf die Paulikirche gesagt haben). Die Einweihung des neuen City-Hochhauses war dann am 30. September 1971, wurde zuerst von der Universität genutzt, die aus dem Gebäude dann aber im Mai 1998 aus, die Sanierungskosten waren zu hoch. 

Nicht weit von den kulturellen Sehenswürdigkeiten entfernt, befindet sich die Mädler-Passage mit Geschäften aller Art.

Passend zu der Passage steht zwei Straßen weiter das Kaffeehaus Riquet. Irgendwie interessant das Gebäude.

Zurück am Nikolaikirchhof, konnte ich die Alte Nikolaischule bewundern, deren Geschichte bis zum Ende des 12. Jdh. zurückgeht. Das Gebäude hatte ich heute Mittag glatt übersehen.

Am Naschmarkt an der Rückseite des "Alten Rathaus" lag ein Geocache, den ich eine ganze Weile suchen musste. Die Koordinaten waren grauenhaft und die Bastelei wirklich nicht schlecht. 


Als ich um das Gebäude herumgelaufen war, zeigte sich der Marktplatz mit den Häusern an der Nordseite, in denen sich Restaurants befinden.

Die Vorderseite des "Alten Rathaus" sah in der Abendsonne richtig toll aus. 

            

Weiter ging es zur Thomaskirche, die neben der Nikolaikirche eine der beiden Hauptkirchen in Leipzig ist. In dieser Kirche wirkte Johann Sebastian Bach, sowie der Thomanerchor mit einer über 800 jährigen Geschichte.

Anschließend ging es zurück zum Naschmarkt, um das Abendessen zu genießen. Hier war es, im Gegensatz zu Görlitz, kein Problem als Einzelner einen Tisch zu bekommen. Lecker war es und das Bierchen dazu tat auch gut.

Bevor es dunkel wurde, war es an der Zeit, das Fahrrad wieder zu holen. Es stand zwar im Bereich einer Überwachungskamera und in der Nähe der Polizeiwache, aber man muss ja nichts riskieren. Und so wollte ich am Gondwanaland noch einen letzten Geocache holen. Zwar fand ich die Dose nicht, aber dafür fand ich noch die Michaliskirche nördlich des Hauptbahnhofs.

Dann ging es zurück zum Bahnhof, um dort mein Gepäck aufzunehmen und auf die Abfahrt des Zuges zu warte.

Erst dachte ich, es würden in Leipzig lange 11 Stunden werden, aber dann verging die Zeit wie im Flug. War ein schöner Tag mir einer Menge schöner Eindrücke. Hat Spaß gemacht...

Die Rückfahrt war eine Katastrophe, die ich besser für mich behalte. Nur soviel: In Augsburg hatte ich endgültig genug und mein Sohn kam mit dem Auto. Von der Deutschen Bahn hatte ich die Nase voll.

Das war sie, meine Radreise 2020. Sie führte mich zwar nicht in den Süden, dafür aber an wunderschöne Platze in Deutschland. Das Erzgebirge hat mir super gut gefallen, auch wenn es mit dem Fahrrad anstrengend war. Aber das waren die Alpen oder der Apennin auch. Und so ging die Reise mit vielen neuen Eindrücken und Erlebnissen zu Ende.